Das Aufkommen von Performancekunst in China wurde durch das Ende der Kulturrevolution (1966 - 1976), welches eine Lockerung der strikten Zensur und der ideologischen Kontrolle über die Kunstproduktion mit sich brachte, begünstigt. Nach dieser Dekade der absoluten Isolation flossen zahlreiche westliche Kunstkonzepte in die chinesische Welt ein. Performancekunst ist eines dieser Konzepte, die offizielle Institutionen herausforderte. Nicht zuletzt deshalb, weil sie keine Gemeinsamkeiten mit der Ästhetik des sozialistischen Realismus aufwies, eine neue Betrachtungsweise des Publikums einforderte, und den sonst in der chinesischen Kunst absenten Körper in den Mittelpunkt rückte. Besonders um die Jahrtausendwende kam es zu einem ebenso extremen, wie medienwirksamen Einsatz des Körpers. Nacktheit und die Verfremdung des Körpers zur Hervorbringung neuer Körperbilder standen während dieser Phase für zahlreiche Künstlerinnen und Künstler im Vordergrund. Nach dem dieser Strom um 2003 abgebrochen ist, begann sich eine neue Generation von Kunst- und Kulturschaffenden zu entwickeln. Die trangressive künstlerische Herausforderung des Körpers, als auch die Provokation des Betrachters sind tendenziell noch auffindbar, aber weit nicht mehr in solch ausgeprägter Form wie um die Jahrtausendwende. Vielmehr etablierten sich in den vergangenen Jahren zahlreiche junge Performerinnen und Performer, die in ihren Arbeiten soziale und politische Missstände durch wesentlich subtilere Strategien in den Bereich des Sichtbaren bringen und verhandeln. Im Zuge der Lehrveranstaltung soll den Studentinnen und Studenten durch die Lektüre ausgewählter Texte und Videos, ein kulturhistorischer Einblick in das Forschungsfeld der Performancekunst in China ermöglicht werden. Auf der erarbeiteten Grundlage werden Skype-Gespräche mit ausgewählten Künstlerinnen und Kuratoren geführt, um so den Bogen in die gegenwärtigen Produktions- und Arbeitsbedingungen in China zu spannen. Das Seminar wird in deutscher Sprache gehalten. Für die Skype-Gespräche werden Englischkenntnisse vorausgesetzt. Schließen