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Projektseminar
SoSe 17: Schlechte Steuern - schlechte Politik
Christian von Haldenwang
Hinweise für Studierende
Prüfungsleistung für Studierende des M.A. Interdisziplinäre Lateinamerikastudien: Hausarbeit (ca. 15 Seiten)
Kommentar
Gute Politik richtet öffentliche Leistungen an den Bedürfnissen und Erwartungen der Bevölkerung aus. Sie schafft Strukturen für öffentliche Rechenschaftslegung und eröffnet Chancen für politische Teilhabe. Steuersysteme können eine solche Ausrichtung der Politik befördern, sie können sie aber auch behindern. Gute Steuersysteme sorgen nicht nur für die notwendigen Einnahmen, um staatliche Leistungen zu finanzieren. Sie tragen auch dazu bei, die Einkommensungleichheit zu verringern, Erwartungen zu stabilisieren und die Planung der öffentlichen Investitionen zu verbessern. Steuersysteme, die als gerecht empfunden werden, stärken die Legitimität des Staates und verbessern das bürgerschaftliche Monitoring. Steuern können zudem gesellschaftlichen Wandel fördern, indem sie sozial schädliches Verhalten bestrafen und sozial erwünschtes Verhalten belohnen. Von diesem Ideal sind die meisten Steuersysteme der Welt allerdings mehr oder weniger weit entfernt. Das gilt auch und besonders für die Länder Lateinamerikas. Hier ist das Steueraufkommen oft zu klein, um die von der Bevölkerung gewünschten Leistungen zu finanzieren. Die privaten Einkommen und Vermögen werden zu wenig besteuert, so dass die Verteilungswirkung von Steuern eher regressiv als progressiv ist. Weil viele Länder der Region einen stark ressourcenbasierten Entwicklungspfad gewählt haben, sind staatliche Einnahmen großen Schwankungen ausgesetzt, was sich negativ auf Planungssicherheit auswirkt. Die Politikwissenschaft hat das Thema Steuern lange Zeit eher stiefmütterlich behandelt. In den letzten Jahren hat sich das aber geändert. Die politischen und institutionellen Voraussetzungen für effektive Steuersysteme werden in der Forschung heute ebenso untersucht wie umgekehrt die Auswirkungen von Steuern auf politische Stabilität bzw. politischen Wandel. In dem Seminar wer-den wir uns dem Thema aus der Perspektive dieser neueren politikwissenschaftlichen Forschung nähern. Es sollen wichtige Grundlagenkenntnisse zu Steuern vermittelt werden. Darauf aufbauend sollen unterschiedliche Dimensionen nachhaltiger Entwicklung diskutiert werden.
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Literaturhinweise
(Ein Syllabus mit ausführlichen Literaturhinweisen wird rechtzeitig vor Semesterbeginn vorgelegt.) - Arenas de Mesa, A. (2016). Sostenibilidad fiscal y reformas tributarias en América Latina. Santiago, Chile: Comisión Económica para América Latina y el Caribe (CEPAL). - Corbacho, A./Fretes Cibils, V./ Lora, E. (Eds.). (2013). More than revenue. Taxation as a Development tool. Washington, DC: Inter-American Development Bank. - Hallerberg, M./Scartascini, C. (2016). Explaining Changes in Tax Burdens in Latin America: Do Politics Trump Economics? European Journal of Political Economy, online (doi:http://dx.doi.org/10.1016/j.ejpoleco.2016.07.004).
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Zusätzliche Termine
Fr, 21.04.2017 14:30 - 18:00 Fr, 19.05.2017 14:30 - 18:00 Sa, 20.05.2017 10:00 - 13:30 Fr, 09.06.2017 14:30 - 18:00 Sa, 10.06.2017 10:00 - 13:30 Fr, 23.06.2017 14:30 - 18:00 Sa, 24.06.2017 10:00 - 13:30