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Proseminar
SoSe 17: Buchmalerei und Handschriftenkunde: Kodikologie für Kunsthistoriker/innen
Tina Bawden
Kommentar
Ihr erster Kontakt mit einer mittelalterlichen Handschrift war wahrscheinlich ein unbewusster: Vielleicht haben Sie einen ins Deutsche übersetzten lateinischen Text gelesen, oder eine bis auf den Rahmen zugeschnittene Miniatur als Textillustration betrachtet. Wir sind es gewohnt, mit Texteditionen und Reproduktionen zu arbeiten, die aus dem physischen Kontext der Handschrift gelöst sind. Als ein undurchdringbares, hochkomplexes Objekt mag dagegen die mittelalterliche Handschrift selbst erscheinen; zu viele Hürden können einem Verständnis im Weg stehen – krakelige Schriften, alte Sprachen, unbekannte Autoren und Bildthemen. Das Seminar soll den Zugang zur Handschrift erleichtern und vorbereiten, der für gewöhnlich auch erst graduierten Studierenden überhaupt möglich ist. In der wissenschaftlichen Beschäftigung mit (meist nicht illuminierten!) mittelalterlichen Handschriften kommen mehrere selbständige Disziplinen zusammen: Die wichtigsten sind die Schriftbestimmung (Paläographie), die Text- und Sprachwissenschaften, und die Erforschung der physischen Eigenschaften der Handschrift, die Kodikologie. Das kunsthistorische Interesse an Handschriften, das ihren visuellen und ästhetischen Aspekten und insbesondere der Buchmalerei gilt, muss für eine fundierte Forschung diese Disziplinen berücksichtigen und ihre Erkenntnisse verstehen und miteinbeziehen. Wir werden uns einen Überblick über Grundlagen des Herstellungs- und Bearbeitungsprozesses mittelalterlicher Handschriften in ihren jeweiligen historischen Kontexten verschaffen: Pergamentherstellung und –bearbeitung, Bindung, Layout, Schriften, Arbeitsschritte der Buchausgestaltung mit Text, Bild und Ornament, Tinte und Farbherstellung und –auftrag, Korrekturen, spätere Ergänzungen und Recycling. Ziel ist es, Methoden, Fragen und Ziele der Handschriftenkunde kennenzulernen und mit diesen zu arbeiten, um z.B. digitale Ressourcen finden und richtig nutzen zu können, neuere technische Untersuchungsmöglichkeiten zu kennen, oder um Katalogeinträge zu verstehen und selber zu verfassen. Darüber hinaus werden wir diskutieren, wann bestimmte Aspekte der Kodikologie als Grundlage für kunsthistorische Fragestellungen besonders wichtig werden und umgekehrt, etwa, wenn es um die Semantik der Buchseite geht, um die Rolle des Rahmens oder um den Stellenwert von Auszeichnungsschriften. Da mittelalterliche Handschriften über Bibliotheken, Archive und Museen verstreut sind, und (nicht allein) deshalb schwer zugänglich, werden wir uns auf einige ausgewählte Handschriften aus dem 8.-16. Jahrhundert konzentrieren, die am Fachbereich als Faksimiles in der Sammlung Dr. Detlef Noack vorhanden sind, und die wir daher vertieft bearbeiten können. Schließen
Literaturhinweise
Grundlegend für das gesamte Seminar: - Michelle P. Brown: Understanding Illuminated Manuscripts, Malibu 1995; - Raymond Clemens und Timothy Graham: Introduction to Manuscript Studies, Ithaca u.a. 2007; - Christine Jakobi-Mirwald: Buchmalerei: Terminologie in der Kunstgeschichte, 4. überarb. Aufl. unter Mitarbeit von Martin Roland, Berlin 2015 Schließen
14 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 19.04.2017 12:00 - 14:00
Mi, 26.04.2017 12:00 - 14:00
Mi, 03.05.2017 12:00 - 14:00
Mi, 10.05.2017 12:00 - 14:00
Mi, 17.05.2017 12:00 - 14:00
Mi, 24.05.2017 12:00 - 14:00
Mi, 31.05.2017 12:00 - 14:00
Mi, 07.06.2017 12:00 - 14:00
Mi, 14.06.2017 12:00 - 14:00
Mi, 21.06.2017 12:00 - 14:00
Mi, 28.06.2017 12:00 - 14:00
Mi, 05.07.2017 12:00 - 14:00
Mi, 12.07.2017 12:00 - 14:00
Mi, 19.07.2017 12:00 - 14:00