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Seminar
SoSe 18: Tiere essen: Landwirtschaftliche Tierhaltung zwischen Politik, Wirtschaft und Moral, 1950 – 1990
Veronika Settele
Kommentar
Landwirtschaftliche Tierhaltung ist zu einem Politikum geworden. Der landwirtschaftliche Anteil am Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik Deutschland lag 2017 (mit Forstwirtschaft und Fischerei) bei 0,7 Prozent. Trotzdem beschäftigen sich Talkshows, überregionale Tages- und Wochenzeitungen und nicht zuletzt Diskussionen am Mittagstisch regelmäßig mit Tierhaltung und Tierzucht. In Deutschland, und nicht nur hier, ist der gesellschaftliche Konsens über den Umgang mit zur Lebensmittelerzeugung gehaltenen Tieren verloren gegangen.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich das Geschehen in Rinder-, Schweine- und Geflügelställen grundlegend gewandelt und damit die politischen Forderungen, die aus der Gesellschaft an landwirtschaftliche Tierhaltung herangetragen wurden. Neben den klassischen Konflikt zwischen günstigen Nahrungsmitteln auf der einen und hohen Löhnen in der Landwirtschaft auf der anderen Seite ist seit den 1960er Jahren die Sorge um das Tier hinzugetreten. Das Seminar betrachtet die Entwicklung landwirtschaftlicher Tierhaltung in Ost- und Westdeutschland, Westeuropa und den USA. Dabei geht es um jene Prozesse, die die Produktivität landwirtschaftlicher Tierhaltung in historisch ungekannte Höhen führten und damit aber zugleich zur moralischen Verunsicherung der Gesellschaft gegenüber dem Tier. Es geht erstens um neue biotechnologische Körpertechniken der Tierzucht, zweitens um die fortschreitende Marktintegration landwirtschaftlicher Tierhaltung und betriebswirtschaftliche Rationalisierung, und drittens um die industrielle Reorganisation der Arbeitsabläufe im Stall.
Der genaue Blick in die deutschen Ställe ist eingebettet in einen größeren wirtschaftlichen, technischen und kulturellen Zusammenhang. Die Dynamiken des internationalen Agrarhandels, die Grüne Revolution und ein neues globales Ernährungsbewusstsein sowie die Werte der entstehenden Konsumgesellschaft bilden den Rahmen der in diesem Kurs behandelten Gesellschaftsgeschichte der 1950er bis 1990er Jahre.
Das Seminar basiert auf deutscher und englischsprachiger Literatur. Neben kleineren Arbeitsaufträgen anstelle von Referaten ist das kontinuierliche private Textstudium und die Diskussionsbereitschaft im Seminar Voraussetzung für das erfolgreiche Absolvieren des Kurses. Schließen
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich das Geschehen in Rinder-, Schweine- und Geflügelställen grundlegend gewandelt und damit die politischen Forderungen, die aus der Gesellschaft an landwirtschaftliche Tierhaltung herangetragen wurden. Neben den klassischen Konflikt zwischen günstigen Nahrungsmitteln auf der einen und hohen Löhnen in der Landwirtschaft auf der anderen Seite ist seit den 1960er Jahren die Sorge um das Tier hinzugetreten. Das Seminar betrachtet die Entwicklung landwirtschaftlicher Tierhaltung in Ost- und Westdeutschland, Westeuropa und den USA. Dabei geht es um jene Prozesse, die die Produktivität landwirtschaftlicher Tierhaltung in historisch ungekannte Höhen führten und damit aber zugleich zur moralischen Verunsicherung der Gesellschaft gegenüber dem Tier. Es geht erstens um neue biotechnologische Körpertechniken der Tierzucht, zweitens um die fortschreitende Marktintegration landwirtschaftlicher Tierhaltung und betriebswirtschaftliche Rationalisierung, und drittens um die industrielle Reorganisation der Arbeitsabläufe im Stall.
Der genaue Blick in die deutschen Ställe ist eingebettet in einen größeren wirtschaftlichen, technischen und kulturellen Zusammenhang. Die Dynamiken des internationalen Agrarhandels, die Grüne Revolution und ein neues globales Ernährungsbewusstsein sowie die Werte der entstehenden Konsumgesellschaft bilden den Rahmen der in diesem Kurs behandelten Gesellschaftsgeschichte der 1950er bis 1990er Jahre.
Das Seminar basiert auf deutscher und englischsprachiger Literatur. Neben kleineren Arbeitsaufträgen anstelle von Referaten ist das kontinuierliche private Textstudium und die Diskussionsbereitschaft im Seminar Voraussetzung für das erfolgreiche Absolvieren des Kurses. Schließen
Literaturhinweise
Susan R. Schrepfer u. Philipp Scranton (Hg.), Industrializing Organisms. Introducing Evolutionary History, New York 2004; Anett Laue, Das sozialistische Tier. Auswirkungen der SED-Politik auf gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse in der DDR (1949-1989), Köln 2017; Karen Sayer, Animal Machines. The Public Response to Intensification in Great Britain, c. 1960–c. 1973, in: Agricultural History 87. 2013, S. 473–501; Arnd Bauerkämper, Das Ende des Agrarmodernismus. Die Folgen der Politik landwirtschaftlicher Industrialisierung für die natürliche Umwelt im deutsch-deutschen Vergleich, in: Jahrbuch für Geschichte des ländlichen Raumes 3. 2006, S. 151–172. Schließen
14 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 18.04.2018 08:00 - 10:00
Mi, 25.04.2018 08:00 - 10:00
Mi, 02.05.2018 08:00 - 10:00
Mi, 09.05.2018 08:00 - 10:00
Mi, 16.05.2018 08:00 - 10:00
Mi, 23.05.2018 08:00 - 10:00
Mi, 30.05.2018 08:00 - 10:00
Mi, 06.06.2018 08:00 - 10:00
Mi, 13.06.2018 08:00 - 10:00
Mi, 20.06.2018 08:00 - 10:00
Mi, 27.06.2018 08:00 - 10:00
Mi, 04.07.2018 08:00 - 10:00
Mi, 11.07.2018 08:00 - 10:00
Mi, 18.07.2018 08:00 - 10:00