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Project Seminar
SoSe 18: Philippe Parreno: Die Ausstellung als Kunstwerk
Jörn Schafaff
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Der französischen Künstler Philippe Parreno gehört zu den renommiertesten Künstlern der Generation, die um 1990 begann, international auszustellen. Er arbeitet mit Skulptur und Zeichnung, Installation und Film, sein eigentliches künstlerisches Medium aber ist die Ausstellung. Zusammen mit zwei anderen Künstlern verwandelte er 1990 eine Galerie in Nizza als in eine Sammlerwohnung, hielt sich für die Dauer der Ausstellung in den Räumlichkeiten auf und nannte das Les Ateliers du Paradise. Un film en temps réel. Für seine Retrospektive im Pariser Centre Pompidou (2009) setzte er einen automatisierten Raum in Szene, in dem die – ausschließlich neu angefertigten – Exponate abwechselnd beleuchtet wurden, unterbrochen von der Vorführung eines Films. Die Abläufe in seiner groß angelegte Einzelausstellung im Pariser Palais de Tokyo (2013) basierten strukturell auf einer Komposition Igor Strawinskys. Die aktuelle Ausstellung im Museo Jumex in Mexiko City wird von Algorithmen gesteuert, die auf organische Prozesse von Hefekulturen zurückgehen, die in in einem Bioreaktor gezüchtet werden. Ein wiederkehrendes Prinzip dieser letzten Ausstellungen ist, dass Parreno in ihnen stets Themen, Motive und Verfahren aus seinem Frühwerk und aus vorangegangenen Ausstellungen aufgreift auf und sie einer medialen und thematischen Aktualisierung unterzieht. Seine Ausstellungen sind temporäre Kunstwerke, die Fragen an gängige Konzepte von Zeit, Erinnerung und Geschichte stellen – in der Kunst, aber auch in der Kultur allgemein. Diese verbinden sich mit Fragen von Selbst- und Fremdbestimmung, nach der Stellung des Menschen in einer zunehmend von Massenmedien, Algorithmen und Genetic Engineering geprägten Lebensumgebung.
Im Mai 2018 wird seine Kunst in einer groß angelegten Ausstellung im Martin-Gropius-Bau zu sehen sein. Ausgehend hiervon soll das Werk Parrenos von den Anfängen 1988 bis in die Gegenwart erörtert werden. Vergleiche mit Arbeiten seiner Zeitgenossen (Dominique Gonzalez-Foerster, Pierre Huyghe, Rirkrit Tiravanija, Liam Gillick) und Bezüge zu älteren KünstlerInnen (General Idea, Michael Asher, Jean-Luc Godard) gilt es ebenso herausarbeiten wie die Verbindung zu kunst- und kulturtheoretischen Diskursen (z.B. der Institutional Critique, der relationalen Ästhetik, der Theorie des Ausstellens, der Medienkultur und der Soziologie).
Ziel des Seminars ist, die Studierenden mit dem komplexen Werk Parrenos vertraut zu machen, und die im Werk verhandelten Fragestellungen zu diskutieren. Dahinter steht das übergeordnete Ziel, in exemplarischer Weise wesentliche Anhaltspunkte eines insbesondere seit den 1960er Jahren relevant gewordenen künstlerischen Ansatzes zu vermitteln: einer Idee von Kunst, bei der die Ausstellung nicht nur Medium der Präsentation, sondern selbst Gegenstand und Format künstlerischer Tätigkeit ist. Neben der Lektüre relevanter Texte und der Analyse einzelner Kunstwerke/Ausstellungen (u.a. mit Methoden der Ausstellungsanalyse), wird der Besuch der Ausstellung im Martin-Gropius-Bau ein wichtiger Bestandteil der Arbeit im Seminar sein. close
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