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Seminar
SoSe 19: Platons Theaitetos, oder Was ist Wissen
Christian Vogel
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Das zentrale Thema des Dialogs „Theaitetos“ ist die Frage nach dem Wesen und, damit verbunden,
nach der Möglichkeit des Erwerbs von Wissen. Da Platon mit diesem erkenntnistheoretischen
Grundlagentext auch auf das Fundament von Wissenschaft zielt, hat sich dieser Dialog in der
Philosophie des 20. Jahrhunderts zu einem der am meisten diskutierten Texte des Philosophen
entwickelt.
Platon lässt seinen Sokrates in diesem Gespräch sein berühmtes Selbstverständnis eines geistigen
Geburtshelfers („Mäeutik“) darlegen. In dieser Haltung überprüft Sokrates im Laufe des Dialoges, ob
die von seinem Gesprächspartner vorgeschlagenen Erkenntnistätigkeiten (Wahrnehmung, Meinung,
Logos) überhaupt in der Lage sein können, Wissen zu erzeugen oder zum Wissenserwerb beizutragen.
Der Kurs verfolgt ein zweifaches Ziel: Einerseits sollen die grundlegenden Argumente und
Argumentationsstrategien gegen die vorgetragenen Lösungsmöglichkeiten intensiv diskutiert und
nachvollzogen werden. Andererseits werden wir die Frage im Blick behalten, welchen positiven
Erkenntnisgewinn uns der Dialog zu bieten vermag. Präsentiert uns Platon hier seinen Sokrates
tatsächlich als einen Skeptiker ante litteram, der Wissen überhaupt nicht für möglich hält?
Der Text soll im Laufe des Semesters in Gänze gemeinsam gelesen, diskutiert und interpretiert
werden. Das hat den Vorzug, dass nicht nur die erkenntnistheoretischen Aspekte dieses Dialoges
einer gründlichen, kontextorientierten Untersuchung unterzogen werden können, sondern dass auch
die spezifische Art des Platonischen Philosophierens als Dialogdichtung Berücksichtigung finden
kann.
Der Fokus wird auf dem Primärtext liegen. Begleittexte zu einzelnen Passagen oder
Themenschwerpunkten werden vor der jeweiligen Sitzung zur Verfügung gestellt. Wir werden mit
einer zweisprachigen Ausgabe den Text lesen, Griechischkenntnisse sind jedoch keine
Teilnahmebedingung. Zentrale Passagen und Begrifflichkeiten werden stets mit Blick auf das
griechische Original besprochen. Für die Studierenden ergeben sich dadurch die zusätzlichen
Vorteile, dass sie zentrale und wirkmächtige griechische Begriffe der Philosophiegeschichte
kennenlernen und zusätzlich im Vergleich mit den gedruckten Übersetzungen eine Sensibilität für
einen kritischen Umgang mit Übersetzungen erhalten werden. close
Suggested reading
Als Textgrundlage eignet sich für diesen Kontext am besten eine zweisprachige Ausgabe wie:
Gunther Eigler (Hg.): Platon. Werke in acht Bänden. Band 6: Theaitetos, Sophistes, Politikos. Darmstadt.
Einführende Literaturempfehlungen (weiterführende erhalten Sie im Kurs):
Alexander Becker (Hrsg.), Platon: Theätet, Frankfurt am Main 2007.
Myles Burnyeat, The Theaetetus of Plato, Indianapolis/Cambridge 1990.
Timothy Chappell, Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004.
Jörg Hardy, Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001.
Ernst Heitsch, Überlegungen Platons im Theaetet, Stuttgart 1988.
John McDowell, Plato’s Theaetetus, Oxford 1973.
Ronald M. Polansky, Philosophy and Knowledge. A Commentary on Plato’s Theaetetus. Lewisburg 1992. close
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