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Seminar
SoSe 21: Universalismus und Partikularismus in Osteuropa: Geschichts- und politikwissenschaftliche Ansätze
Alexander Libman
Hinweise für Studierende
Das Seminar findet in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Martin Schulze Wessel von der LMU München statt.
Kommentar
Das Seminar versucht, einen systematischen Blick auf zwei entgegengesetzte und jedoch miteinander verbundene Ordnungsmodelle zu werfen, die die Entwicklung Europas (und insbesondere der osteuropäischen Länder) prägen. Einerseits geht es um universalistische Ordnungsmodelle: Ideen und Ansätze, die die Gemeinsamkeit des Kontinents (und zum Teil der Welt) betonen. Diesen Ordnungsmodellen steht der Partikularismus entgegen: die Betonung des Besonderen (des Nationalen, Regionalen und Kulturellen) und die Abgrenzung von den allgemeinen globalen Entwicklungen. Nach dem Ende des Kalten Krieges schienen die universalistischen Ordnungsmodelle die Welt nach dem „Ende der Geschichte“ zu dominieren: Integration der osteuropäischen Staaten in die EU und Etablierung neuer Kooperationsformate folgte den universalistischen Grundsätzen. Das letzte Jahrzehnt stellt aber diese Entwicklung immer mehr in Frage, mit dem Wideraufflammen des partikularen Denkens in Ländern wie Russland, Polen und Ungarn.
Das Seminar behandelt die universalistischen und der partikularistischen Ordnungsmodelle in Osteuropa in fünf Bereichen: Politik (Multilateralismus und Integration vs. Nationalstaatlicher Wettbewerb), Wirtschaft (Globalisierung vs. Protektionismus), Gesellschaft (universale Werte vs. Betonung der nationalen Kultur), Religion (Ökumenismus vs. Ethnodoxie) und Wissenschaft (globale Interaktion vs. Nationale Communities). Wir untersuchen wie die Diskurse über (und in) diesen vier Bereiche(n) seit dem Ende des Kommunismus in Osteuropa sich entwickelt haben, und zu welchen politischen Konsequenzen sie geführt haben. Dabei besteht unser Ziel, nicht nur den Wettbewerb, sondern auch die gegenseitige Anpassung und Interaktion zu betonen: z.B., wie die universalistischen Ideen über die Zeit zu partikularistischen Werden (Kommunistische Ideologie in Russland) oder wie partikularistische Modelle von den universellen Ordnungen profitieren (Financial Nationalism in Ungarn und in Polen). Diesen Wettbewerb und diese Interaktion betrachten wir aus einer interdisziplinären Perspektive, die die Geschichtswissenschaften und die Politikwissenschaft verbindet.
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4 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung