SoSe 21: Nebenfiguren
Dennis Göttel
Kommentar
Rudolf Schündler darf als eines der Gesichter des historischen bundesrepublikanischen Unterhaltungskinos und -fernsehens gelten: zwischen Lausbubengeschichten, Die Lümmel von der letzten Bank, Edgar-Wallace-Filmen oder Das Traumschiff scheint es wenige Produktionen zu geben, in denen er nicht auftauchte – indes nie als Hauptdarsteller, sondern stets in Nebenfiguren. Sein Schaffen umfasst nicht nur nationalsozialistische Propagandafilme und Lustspiele, den postfaschistischen Heimatfilm der 1950er Jahre, die postpubertär-juvenilen, anti-autoritären Produktionen um 1968, sondern vereinzelt auch das internationale Autoren- und Genrekino: sei es in Filmen Wim Wenders’, Dario Argentos, Hans-Jürgen Syberbergs oder William Friedkins. Das Seminar wird in methodisch explorativer Manier Auftritte von Schündler in Film und Fernsehen analysieren und begreift sich dabei als Experiment, Filmanalyse mit Fokus auf eine Nebenfigur zu betreiben sowie Episoden der Filmgeschichte mittels der Filmografie eines bestimmten, keineswegs überaus prominenten Schauspielers zu erzählen. Ziel ist u.a., eine kritische Visuelle Kultur der deutschen Mentalität zwischen Faschismus, Shoah, Schuldverdrängung und vermeintlicher Schuldaufhebung zu skizzieren.
Die Übung findet z.T. synchron, z.T. asynchron statt, da in Arbeitsgruppen einzelne Filme gesichtet, diskutiert, protokolliert und analysiert werden sollen. Ziel ist es, Filmlektüren zu erarbeiten, die prismatisch die Nebenfigur von der Peripherie ins Zentrum holen. Die Arbeitsgruppen sollen ihre Ergebnisse in Form von Kurz-Präsentationen im Plenum vorstellen. Prüfungsleistung ist ein fünfseitiger essayistischer Abschlussbericht.
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung