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SoSe 21: Vernunft und Erleuchtung im Mittelalter: Bonaventura

Bernd Roling

Kommentar

Neben Thomas von Aquin war es der heilige Bonaventura (1217-1274), der zum wichtigsten Philosophen des 13. Jahrhunderts wurde. Seine Erleuchtungslehre, in der sich Augustinismus und Mystik vereinigten, seine Aristoteleskritik, sein Zweifel an der Reichweite der menschlichen Vernunft und sein entschieden gottzentriertes Weltbild machten ihn zum großen franziskanischen Gegenspieler des Aquinaten, seine Philosophie wurde zur Schulphilosophie des Franziskanerordens, bis sie im 14. Jahrhundert von Duns Scotus revidiert wurde. Neben seinem monumentalen Sentenzenkommentar und der berühmten Vita des heiligen Franziskus verdanken sich Bonaventura zahlreiche kleine literarisch anspruchsvolle Schriften, die Grundideen seiner Weltsicht zusammenfassen oder systematisieren. Unter diesen Opuscula, zu denen auch Werke wie das ‚Breviloquium’ oder ‚De triplici via’ gehören, finden sich als erkenntnistheoretische Summe seiner Erleuchtungslehre die Schrift ‚De scientia Christi‘ und das in sieben Bücher geteilte ‚Itinerarium mentis in Deum’, eine kleine Zusammenfassung der Philosophie, die den Leser, wie Bonaventura zu Beginn unterstreicht, Schritt für Schritt zu Gott führen möchte. In allen Bereichen der kreatürlichen Ordnung versucht Bonaventura die Spuren und Abbilder der göttlichen Vollkommenheit zu entdecken, zunächst in der sinnlichen Welt, dann im Erkennen des Menschen, schließlich in der Welt der Engel, um zum Ende Gott selbst zu erreichen. Gelesen werden soll zunächst die Schrift zur Erleuchtung. Texte: Bonaventura, Quaestiones disputatae de scientia Christi – Vom Wissen Christi, lateinisch und deutsch, hg. von Andreas Speer, Hamburg 1996, Bonaventura, Itinerarium mentis in Deum - Pilgerbuch der Seele zu Gott, hg. und übersetzt von Julius Kaup, Darmstadt 1961 Schließen