SoSe 21: Performances im Theater. Annäherung an einen vagen Begriff
Thore Martin Walch
Kommentar
"Morgen sehe ich mir eine Performance im HAU an – willst du mitkommen?" Ein Satz, den man (vor Corona jedenfalls) auf den Gängen des Instituts hätte hören können. Der Begriff "Performance" weckt dabei bestimmte Erwartungen und Vorstellungen, vielleicht hat auch das Theater selbst ihn in der Ankündigung verwendet. Im deutschsprachigen Raum hat sich "Performance" als Bezeichnung für eine bestimmte Sorte Aufführung etabliert – doch was zeichnet diese Aufführungen eigentlich aus? Was macht sie zu Performances?
In diesem Seminar soll "Performance" weder im Sinne kultureller Performances, noch im Sinne der Performance-Kunst im Mittelpunkt stehen, sondern im Sinne jener Theater-Aufführungen, die nicht ganz Sprechtheater, nicht ganz Musiktheater, nicht ganz Tanztheater sind – "Performances" eben. Eine Theaterform, die irgendwie zwischen allen Stühlen sitzt und gerade daraus ihr Potential bezieht, und deren Entwicklung im deutschsprachigen Raum sich grob auf die letzten 30 Jahre festlegen lässt und eng mit der Freien Szene verknüpft ist. Inspiriert von She She Pops Saarbrücker Poetik-Vorlesungen, mit welchen sie einen Beitrag zu einer "Poetik der Performance" zu leisten versuchten, werden wir im Seminar danach fragen, wie Performances funktionieren. Welcher Dramaturgien bedienen sie sich? Erzählen sie auch dann etwas, wenn es keine Handlung im konventionellen Sinn gibt? Wir werden uns sowohl mit Phänomenen beschäftigen, die in Performances häufig anzutreffen sind (bspw. kollektive Arbeitsweise, Arbeit mit autobiographischem Material) als auch mit verschiedenen Aufführungsformen (bspw. dokumentarische Performances, interaktive Performances, Lecture Performances, etc.). Lässt sich über die vielen verschiedenen Formate, die gemeinhin unter dem Label "Performance" firmieren, überhaupt etwas Gemeinsames aussagen?
Das Seminar findet als regelmäßige Webex-Veranstaltung statt. Für die Teilnahme sollte die Bereitschaft bestehen, neben der Textlektüre auch Aufzeichnungen und Live-Streams von Performances anzusehen. Dafür werden wir, in Abhängigkeit von den Spielplänen, aktuelle (Online-)Angebote und vor allem das Performing Arts Festival Berlin, das im Mai stattfindet, in den Seminarplan integrieren. Während der Vorlesungszeit soll bereits ein kurzer Essay zu einer aktuellen Aufführung entstehen, im Anschluss eine dafür etwas kürzere Hausarbeit.
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung