SoSe 21: Replay – Reenactment und Tanzhistoriographie
Gabriele Brandstetter
Kommentar
Im Zentrum der Übung stehen grundlegende Fragen der Tanz-Historiographie. Wie schreibt man unter welchen Bedingungen Geschichte? Welche Konzepte und ihre Revisionen, welche Geschichtstheorien und „turns“ in den Geisteswissenschaften haben Einfluss auf Historiographie und Kanonbildung in den darstellenden Künsten, und im Besonderen im Tanz? In der Übung werden diskutiert: Fragen der Zeitlichkeit, Gedächtnis und Zeugenschaft, Dokumentation und Narrative der Geschichte(n) – in der Auseinandersetzung mit philosophischen Thesen (Walter Benjamin) und Geschichtstheorien. Wie lassen sich historiographische Konzepte, z. B. der „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ (R. Koselleck), der Reflexion historiographischer Erzählweisen (Hayden White), des „New Historicism“ (Stephen Greenblatt), der Diskursanalyse und Dekonstruktion hegemonialer Geschichtsmodelle (Michel Foucault) für Tanzgeschichtsschreibung fruchtbar machen und wie lassen sich Fragen von Archiv und Kanon (neu) denken? Und umgekehrt: In welcher Weise wirken die Diskurse und Experimentalanordnungen aus der Tanzpraxis und den unterschiedlichen Zugängen zu Rekonstruktion, Reenactment zurück auf Theoriebildung und Schreibpraktiken der Historiographie?
In die gemeinsame Arbeit in Blöcken sollen Kooperationen einbezogen werden mit Tänzerinnen, die als Gäste in ihre Praxis der Rekonstruktion Einblick geben: Anne Collod, und, am 30.04., Judith Kuckart, die zusammen mit der Filmerin Alice Bleistein ein „Reload“ ihrer Arbeiten als Leiterin des „Tanztheaters Skoronel“ (in den 80er/90er Jahren) vorstellen wird.
Weitere Praxisarbeiten werden zu Beginn der Übung gemeinsam geplant.
Vorbereitende Lektüre:
Mark Franko: „Archival Futurity“, in: Dance Research Journal, 44/2, Winter 2012, p. 1-5.
Julia Wehren: “Körper als Archiv in Bewegung”, Bielefeld (transcript) 2016
Christina Thurner, Julia Wehren (Hg.): “Original und Revival. Geschichts-Schreibung im Tanz”, Zürich (Chronos) 2010
Voraussetzung:
Voraussetzung ist die aktive Teilnahme. Vorbereitende Lektüre.
Informationen über die im Sommersemester 2021 nötigen Online-Formate erhalten die eingeschriebenen Teilnehmenden per Rundmail.
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung