SoSe 21: Komposition, Verfahren, Improvisation
Kirsten Maar
Kommentar
Wie lässt sich das Verhältnis von Komposition und Improvisation innerhalb des Choreographischen beschreiben? Nachdem ein Verständnis von Choreographie als bloßes Schritte-Setzen oder als „The Art of Making Dances“ (Humphrey) teilweise von den Verfahren der Judson Generation abgelöst wurde, haben sich zahlreiche tools und scoring practices ausdifferenziert, die zeitgenössische, choreographische Praktiken ausmachen. Sie fokussieren die Unbestimmtheit im Verhältnis von score und Interpretation, innerhalb derer die Interpreten zu Ko-Autor*innen werden. Doch nicht nur Tänzer*innen, sondern auch Dinge können als Akteure innerhalb dieser Prozesse gelten. Im erweiterten Sinne lässt sich damit Choreographie oder Komposition übergreifend als dynamische Konstellation unterschiedlicher Materialien und Konzepte verstehen. Wie wird es darüber möglich das Verhältnis von Choreographie und Tanz jenseits der Hierarchien von Konzept und Ausführung zu denken, welcher Begriff von Praxis oder Technik ist dazu erforderlich? Welche Rolle spielt ein improvisatorisches Wissen im Hinblick auf Ansätze der „instant composition“? Wie werden Relation und Partizipation innerhalb dieser Verfahren konzipiert? Tools wie Lisa Nelsons Tuning Scores, Nina Martins Ensemble Thinking Scores oder Barbara Dilleys Contemplative Dance Practice erwirken eine spezifische Gestimmtheit, fokussieren die Bezogenheit der Performer*innen aufeinander und ermöglichen es Komposition als kollektiven Prozess erfahrbar zu machen.
Die Übung fokussiert sowohl eine Auseinandersetzung mit aktuellen theoretischen Positionen aus philosophischer Ästhetik und Tanzwissenschaft; als auch die praktische Arbeit mit verschiedenen Kompositionsverfahren, mit scores und tasks, deren improvisatorische, kollektive Umsetzung wir je nach Pandemiebedingungen digital und evtl. auch in Kleingruppen im Freien erproben.
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung