16913 Seminar

SoSe 21: Vom Sit-in zum Molotov-Cocktail - 1968, Studentenbewegung und die RAF

Muriel Ernestus

Kommentar

Thema: Die Studentenbewegung der 60er Jahre hatte klare Ziele: hierarchische universitäre und gesellschaftliche Strukturen sollten reformiert, die NS-Vergangenheit aufgearbeitet und der Vietnam-Krieg beendet werden. Lustvolle Provokation und gezielte Regelverletzungen waren dabei zentrale Proteststrategien: So wurden als rückschrittlich empfundene Professoren als „professorale Fachidioten“ betitelt und universitäre Räume durch „Sit-Ins“ besetzt, um inhaltliche Diskussionen studentischer Forderungen zu erzwingen. Um Kritik und Empörung Ausdruck zu verleihen flogen zuweilen Eier oder Tomaten. Trotz Guerilla-Romantik und einer aus heutiger Sicht zu hinterfragenden Verklärung von Mao oder Lenin war die Studentenbewegung in Deutschland in ihren Anfängen aber tendenziell gewaltfrei. Die Akzeptanz von Gewalt änderte sich aber zunehmend mit dem gewaltsamen Vorgehen des Staates gegen Demonstranten. Ein Schlüsselerlebnis ist hier der Tod des Studenten Benno Ohnesorg, der am 2. Juni 1967 in Berlin im Zuge der gewaltsamen Auflösung einer studentischen Demonstration von einem Polizisten erschossen wurde. Es folgte eine Radikalisierung von Teilen der Studentenbewegung. Ausdruck einer zunehmenden Akzeptanz von „Gewalt gegen Sachen“ waren gewaltsame Proteste gegen Springer, den Mutterkonzern der Bild-Zeitung, Bauanleitungen für Molotow-Cocktails und Kaufhausbrandstiftungen. Während die Studentenbewegung 1970 zerfiel, entschied sich eine kleine Gruppe radikalisierter Sympathisanten von Studentenbewegung und APO zum bewaffneten Widerstand gegen den als faschistisch wahrgenommenen Staat. Unter dem Namen „Rote Armee Fraktion“ (RAF) lieferten sie sich mit terroristischen Bombenattentaten und Entführungen über zwei Jahrzehnte einen erbitterten Kampf mit dem Staat. Insgesamt wurden bei den Attentaten 33 Menschen getötet und viele mehr zum Teil schwer verletzt. Programm: Das Seminar gibt einen Überblick über die Geschichte von Studentenbewegung und RAF. Anhand von kürzeren historischen Quellentexten wie Pamphleten, Flugblättern oder Zeitungsartikeln werden wir versuchen das gesellschaftliche Klima und die Beweggründe von Studentenbewegung und RAF nachzuvollziehen. Beschäftigen werden uns dabei insbesondere die Ursachen für die sich wandelnde Einstellung gegenüber Gewalt. Sofern möglich, werden wir uns im Laufe des Semesters auf gemeinsame Spurensuche in der Stadt begeben. Gerade Dahlem ist eng mit der Geschichte von Studentenbewegung und RAF verbunden und bietet sich dafür an. Für wen ist der Kurs geeignet? Das Seminar ist offen für Gasstudierende aller Fachrichtungen. Neben Interesse am Gegenstand sollten Sie Lust am Close Reading von Texten mitbringen. Studien- und Prüfungsleistungen: Um 5 ECTS-Punkte zu erhalten, müssen Studierende die Kursmaterialien gut kennen (etwa 15 Seiten pro Woche), während des Semesters in einer Arbeitsgruppe eine kleine Präsentation erarbeiten und die schriftliche Abschlussprüfung bestehen. Schließen

14 Termine

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Di, 13.04.2021 12:00 - 14:00

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Di, 20.04.2021 12:00 - 14:00

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Di, 25.05.2021 12:00 - 14:00

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Di, 01.06.2021 12:00 - 14:00

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