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SoSe 21: Stricker: Der Pfaffe Amis

Ralf Schlechtweg-Jahn

Kommentar

Der 'Pfaffe Amis' ist die Geschichte eines Priesters, der alle seine Gäste so großzügig bewirtet, bis er pleite ist. Damit steht er vor einem für die Literatur der Zeit ungewöhnlichen Problem, denn in dieser ist der Reichtum des Adels im Grunde stets unerschöpflich. Der pfaffe löst sein Problem dadurch, daß er sein Gut durch wiederholten Trickbetrug so sehr vermehrt, bis er erneut großzügig zu jedermann sein kann. Ob als Arzt, Maler, Kaufmann oder Reliquienhändler, Amis ist seinen Mitmenschen in jeder Verkleidung überlegen und beschließt sein erfolgreiches Betrügerleben als Abt, dem nach dem Tod das ewige Leben winkt. Diese Folge komischer Abenteuer hinterlässt im Grunde einen Scherbenhaufen scheinbarer Gewissheiten des 'offiziellen' Mittelalters und seiner Ordnungsentwürfe. Das Seminar wird damit sozusagen von der ‚anderen‘ Seite her in die mittelalterliche Literatur einführen, nicht der der Helden und Sieger, sondern der Betrüger und Betrogenen. Textgrundlage: Der Stricker: Der Pfaffe Amis. Mhd./Nhd. Nach der Heidelberger Handschrift cpg 341 hrsg., übers. und komm. v. Michael Schilling. Stuttgart 1994 (= RUB 658) Schließen