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SoSe 21: Urbane Miniaturen

David Wachter

Kommentar

In der literarischen Öffentlichkeit der 1920er Jahre nehmen „kleine Formen“ zunehmend Raum ein. Urbane Miniaturen (manchmal auch als „Denkbilder“ oder „Städtebilder“ bezeichnet“) erkunden die neuartige Massenkultur ihrer Zeit und entwickeln experimentelle Formen des Schreibens in der Auseinandersetzung mit den neuen Medien Photographie, Film und Radio. Im flüchtigen „Straßenrausch“ (Siegfried Kracauer) manifestiert sich eine visuelle, akustische und taktile Wahrnehmung der Großstadt, ein traumatophiler „Chock“ (Walter Benjamin), der zwischen Faszination und Angst changiert. Aus der Begegnung mit marginalen Gegenständen und Alltagsphänomenen wie Achterbahnen oder Leuchtreklamen entstehen Raum- und Traumbilder einer halluzinatorischen Subjektivität. Jenseits realistischer Darstellung geht es den Texten um eine Entzifferung der Stadt als Schrift, um ästhetische Zeitdiagnosen, die literarische Phantasie und kulturtheoretische Reflexion in verdichteter Form miteinander verbinden. Im Seminar lesen wir deutschsprachige Städtebilder (Kracauer, Benjamin) und erkunden deren Beziehungen zum französischen Symbolismus (Baudelaire) und Surrealismus (Aragon), werfen aber auch einen Blick auf englischsprachige Texte (Woolf, Neale Hurston). Im Close Reading ausgewählter Miniaturen untersuchen wir Aspekte wie Wahrnehmung, Raumerfahrung, Medialität, (Un-)Lesbarkeit, Rätselcharakter oder gespenstische Dinge und fragen dabei nach der Art und Weise, wie sich Literatur und Theorie in komplexen „Schrift-Bildern“ miteinander verbinden. Schließen

Literaturhinweise

Literatur zur Einführung: Andreas Huyssen: Miniature Metropolis. Literature in an Age of Photography and Film, Cambridge/London 2015.