16450a
Seminar
SoSe 21: Salman Rushdie: Midnight’s Children
Claudia Lillge
Hinweise für Studierende
Salman Rushdie: Midnight's Children (London: Vintage Classics, 2008).
Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen
Meenakshi Mukherjee: Salman Rushdie's "Midnight's Children": A Book of Reading (Delhi, 2003); Robert Eaglestone: Salman Rushdie: Contemporary Critical Perspectives (London, 2013).
Kommentar
"I was born in the city of Bombay… once upon a time." Mit märchenhaftem Gestus gestaltet Salman Rushdie den Auftakt seines Romans "Midnight's Children" (1981). Der zeitlichen Unbestimmtheit des ersten Satzes wird die weitere Exposition indes sofort nicht nur ein konkretes, sondern auch ein historisch sehr bedeutsames Datum gegenüberstellen, das ein doppeltes Ereignis markiert: Um Mitternacht des 15. Augusts 1947 wird ein Kind und eine Nation geboren. Das Kind, der Ich-Erzähler Saleem Sinai, erblickt das Licht der Welt und die vormalige britische Kronkolonie Indien wird unabhängig. Erzählerisch verschränken sich fortan beide Ereignisse: Aus Sinais Perspektive entfaltet sich die Vergangenheit und Gegenwart Indiens, verbinden sich biographische mit historischen Entwicklungen, die einen Zeitrahmen von der späten Kolonialzeit bis in die 1980er Jahre aufspannen und dabei auf zentrale Geschehnisse wie das Massaker von Amritsar, Gandhis gewaltfreie Widerstandsbewegung und die Ausschreitungen des Indien-Pakistan-Konflikts in den Kaschmirkriegen Bezug nehmen. Die mit der Eigenständigkeit der jungen Nation verbundenen kollektiven Hoffnungen und Enttäuschungen finden Widerhall in einer Familienchronik; die lückenhafte, aber zugleich fabulierfreudige Imaginationskraft und Erinnerung des Erzählers entwirft sukzessive eine revisionistische (Kolonial-)Geschichte des indischen Subkontinents. "Indien", so schrieb einst Jawaharlal Nehru, "ist von der kaum fassbaren Eigenschaft einer uralten Legende umgeben; ein Zauber scheint seinen Geist zu umfangen. Indien ist ein Mythos und eine Idee, ein Traum und eine Vision, und trotzdem ist es sehr real, sehr präsent und allgegenwärtig." Eben diese Beschreibung Indiens lässt sich in vielfacher Hinsicht auch auf Rushdies Roman übertragen, in dem sich Mythos und Realität, Traum und Vision im Erzählmodus des magischen Realismus überlagern, sprich: Erzählverfahren gestaltet werden, wie wir sie u.a. bei Gabriel García Márquez, Ben Okri und Günter Grass vorfinden. In diesem Seminar widmen wir uns gemeinsam Rushdies sprachlich nuancierter, facettenreicher Textpartitur, in die sich zahlreiche Bezüge etwa zu den Sanskrit-Epen, den Erzählungen aus "Tausendundeine Nacht", zu Jonathan Swifts Satiren, Jane Austens "portraits of brilliant women", Charles Dickens "great, rotting, Bombay-like city" sowie den metaliterarischen Darstellungsformen der internationalen Postmoderne eingeschrieben haben. Rushdie gilt bis heute als einer der Hauptrepräsentanten der postkolonialen Literatur; sein u.a. mit dem Booker Prize ausgezeichneter Roman "Midnight's Children" eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, um Perspektiven der Postcolonial Studies sowie Kenntnisse der anglo-indischen Literatur zu vertiefen. Schließen
13 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Do, 15.04.2021 12:00 - 14:00
Do, 22.04.2021 12:00 - 14:00
Do, 29.04.2021 12:00 - 14:00
Do, 06.05.2021 12:00 - 14:00
Do, 20.05.2021 12:00 - 14:00
Do, 27.05.2021 12:00 - 14:00
Do, 03.06.2021 12:00 - 14:00
Do, 10.06.2021 12:00 - 14:00
Do, 17.06.2021 12:00 - 14:00
Do, 24.06.2021 12:00 - 14:00
Do, 01.07.2021 12:00 - 14:00
Do, 08.07.2021 12:00 - 14:00
Do, 15.07.2021 12:00 - 14:00