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Hauptseminar
SoSe 21: Literatur des Prenzlauer Bergs
Jutta Müller-Tamm
Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen
Dieses Hauptseminar wird zusammen mit Herrn Lukas Regeler durchgeführt.
Kommentar
Im Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg bildete sich um 1980 eine inoffizielle Subkultur heraus, die zumeist aus jüngeren Künstler:innen und Literat:innen, einer Generation der in die Mauerzeit „Hineingeborenen“ (Uwe Kolbe), bestand. In noch kriegsversehrten Hinterhöfen und besetzten Häusern wurden Ausstellungen organisiert, Lesungen abgehalten und Künstlerzeitschriften gedruckt. Die lebendige Literaturszene zeichnete sich vor allem durch die exzessive Produktion experimenteller Lyrik und Kurzprosa sowie durch die Aufnahme von literarisch-künstlerischen Traditionen aus, die im offiziellen Literaturbetrieb der DDR keinen Platz hatten. Ob es sich bei dieser vom internationalen Feuilleton bald als „DDR-Avantgarde“ ausgerufenen literarischen Gemeinschaft tatsächlich um eine oppositionelle Bewegung handelte, ist in der Forschung jedoch umstritten: Explizite politische Botschaften treten oft hinter zunächst schwer verständlichen Sprachspielen zurück; viele Zeitschriften und Grafik-Lyrik-Mappen erschienen zudem in Kleinstauflagen (15-30 Stk.) und zirkulierten meist in einem ausgewählten Kreis von Leser:innen. Die nachträgliche Enttarnung einiger Autor:innen als IM der Staatssicherheit brachte die „Prenzlauer-Berg-Connection“ (Adolf Endler) schließlich vielerorts in Verruf, in der öffentlichen Wahrnehmung geriet die Szene nach der Wende bald in Vergessenheit. Dennoch finden sich durchaus noch Spuren in der jüngeren Gegenwartsliteratur; aus literaturwissenschaftlicher Perspektive kann der Prenzlauer Berg retrospektiv als Musterbeispiel literarischer Gemeinschaftsbildung betrachtet werden.
Im Seminar möchten wir uns mit den verschiedenen Texten und Kontexten dieser Szene auseinandersetzen: Dabei können diverse Gattungen (Lyrik, Essays, Manifeste, Tagebücher/Notate, Theaterstücke und Songtexte) ebenso im Fokus stehen wie Publikationsformen (Samizdat-Zeitschriften, Grafik-Lyrik-Mappen, Anthologien, Ausstellungen und Performances). Zudem soll sich das Seminar gezielt mit einzelnen Autor:innen der Szene (bspw. Bert Papenfuß, Elke Erb, Andreas Koziol, Leonhard Lorek, Raja Lubinetzki, Sascha Anderson, Jan Faktor und Cornelia Schleime) befassen. Aspekte der Sprachkritik und die Adaption spezifischer Schreibweisen (Surrealismus, Dada, Futurismus, Romantik) werden ebenso berücksichtigt wie politische Hintergründe.
Das als Webex-Veranstaltung geplante Seminar wird durch einen zweitägigen Workshop zum Thema „DDR-Literatur und die Avantgarden“ an der FU Berlin abgeschlossen, der in der ersten Woche der vorlesungsfreien Zeit (19./20. Juli) stattfindet. Alternativ zu den klassischen Formen der Aktiven Teilname (Impulsreferate etc.) können daher gern auch kreative Beiträge für diese Tagung erarbeitet werden (z.B. kollaborativ gestaltete Plakate). Als Ausgleich für die verpflichtende Teilnahme am Workshop werden im Semester (Juni/Juli) einige Seminarsitzungen entfallen. Einen genauen Seminarplan werden wir in der ersten Sitzung mit Ihnen absprechen. Alle zu lesenden Texte stehen als Scans über Blackboard zur Verfügung.
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13 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Do, 15.04.2021 16:00 - 18:00
Do, 22.04.2021 16:00 - 18:00
Do, 29.04.2021 16:00 - 18:00
Do, 06.05.2021 16:00 - 18:00
Do, 20.05.2021 16:00 - 18:00
Do, 27.05.2021 16:00 - 18:00
Do, 03.06.2021 16:00 - 18:00
Do, 10.06.2021 16:00 - 18:00
Do, 17.06.2021 16:00 - 18:00
Do, 24.06.2021 16:00 - 18:00
Do, 01.07.2021 16:00 - 18:00
Do, 08.07.2021 16:00 - 18:00
Do, 15.07.2021 16:00 - 18:00