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Seminar
SoSe 21: Schreiblabor essayistisches Denken in der Gegenwartsliteratur
Felix Schiller
Kommentar
Argumentation mit Bildlichkeit, pointierte Überspitzung, Literarisierung von Fakten, synkretistische Überblendungen, die gelungene Wendung und die Rekonfiguration von Diskursen am Konkreten sind Kernkompetenzen der Textarbeit im Literaturbetrieb: ob beim Kuratieren, Lektorieren oder Moderieren, ob beim Verfassen von Antrags-, Programm-, Klappen- oder anderen Werbetexten. Zugleich handelt es sich um zentrale rhetorische Stilmittel der essayistischen Tradition von Montaigne, Bacon und de Staël bis zu Sontag, Didion und Weinberger, aber auch einer Richtung eines essayistisch orientierten literarischen Schreibens in der Gegenwart: wichtige Autor*innen wie Rachel Cusk, Sheila Heti, Chris Kraus oder Maggie Nelson, im deutschsprachigen Raum Kathrin Röggla, Dorothee Elmiger, Judith Schalansky und insbesondere viele jüngere Schriftsteller*innen sind hier zu nennen. Es scheint, dass die essayistische Denkform mit ihrer Genauigkeit, ihrem Fokus auf die „Winkelverhältnisse“ von Phänomenen zueinander und ihrer Entfaltung der Diskurse aus dem zunächst vereinzelt und abseitig Wirkenden heraus für die Komplexität der Anforderungen in der Gegenwart ideal ist: das schreibende, vernehmende Subjekt, das sich nur als solches als Subjekt stabilisiert, ist plötzlich wieder Brennpunkt, um die sich ausdifferenzierende und verpeergroupende Welt im Aufblitzen von Ganzheit verstehen zu können.
Wir wollen uns im Seminar der essayistischen Denkform durch zweierlei Zugänge widmen: einerseits durch eine kurz gehaltene literaturwissenschaftliche und gattungstheoretische Beschäftigung mit der Tradition des Essays, andererseits durch eine ausgedehntere Beschäftigung aus der Erfahrung des eigenen Schreibens heraus. Im Laufe des Seminars sollen von den Studierenden kurze Essays verfasst werden. Pro Sitzung werden wir uns dann anhand dreier studentischer Essays (mit Einwilligung der jeweiligen Studierenden) eine gemeinsame Werkstattkritik hinsichtlich Aufbau, inhaltlicher Genauigkeit und sprachlichen Stils erarbeiten, die anfänglich umrissenen Methoden immer im Blick behaltend und schärfend. Von den Studierenden wird Kritikfähigkeit und die Bereitschaft erwartet, konstruktiv an den eigenen Texten arbeiten zu wollen.
Felix Schiller ist Lyriker und Literaturveranstalter und arbeitet für das Literarische Colloquium Berlin, das Haus für Poesie und lyrix – Bundeswettbewerb für junge Lyrik als Kurator, Organisator und in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
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8 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mo, 19.04.2021 16:00 - 20:00
Mo, 26.04.2021 16:00 - 20:00
Do, 20.05.2021 10:00 - 14:00
Fr, 21.05.2021 16:00 - 20:00
Mo, 07.06.2021 16:00 - 20:00
Mo, 28.06.2021 16:00 - 20:00
Mo, 05.07.2021 16:00 - 20:00
Mo, 12.07.2021 16:00 - 20:00