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SoSe 21: Sexuierung in der Literatur

Bernadette Grubner

Kommentar

„Von der Dekonstruktion des Geschlechts zu sprechen ist ungefähr so sinnvoll wie die Rede von der Verwerfung einer Tür“, schrieb Joan Copjec 1994 in Reaktion auf die von Judith Butler vorgeschlagene Neufassung von Geschlecht im Sinne einer performativ hervorgebrachten Kategorie. Copjec formuliert ihre Kritik auf Grundlage einer anderen Konzeption von Geschlecht, die in den letzten Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum wenig rezipiert wurde, sich aber – teilweise in Auseinandersetzung mit den Gender Studies – in anderen Ländern weiterentwickelt hat und kontrovers diskutiert wurde. Es handelt sich dabei um einen psychoanalytischen Ansatz, der Sexuierung (das Geschlecht-Sein oder -Werden) als Strukturierung des unbewussten Begehrens denkt, die mit der Subjektwerdung – also dem Eintritt des Menschen in die Gesellschaft – zusammenfällt. Im Lichte dieser Theorie kann sich ein Subjekt überhaupt nicht jenseits seiner geschlechtlichen Position auf sich selbst, die Welt oder andere Menschen beziehen. Im Seminar werden wir uns auf Grundlage ausgewählter literarischer Texte mit diesem Denken von Geschlecht auseinandersetzen und gemeinsam überlegen, ob es für die Textanalyse – aber auch andere kulturelle Phänomene und politische Anliegen – produktiv gemacht werden kann. Vorausgesetzt werden Interesse am Thema und die Bereitschaft, sich auch mit schwierigen theoretischen Texten zu beschäftigen. Zur Einführung empfohlene Literatur: Alenka Zupancic: Was ist Sex? Psychoanalyse und Ontologie. Wien: Turia + Kant 2020, insbes. Kapitel 3 (Widersprüche von Gewicht). Schließen