13406 Seminar

SoSe 22: Buch-Visionen. Die Apokalypse und mittelalterliche Buchkulturen

Tina Bawden

Hinweise für Studierende

Das Seminar ist Teil des Pilotprojekts „Students-as-Partners“ und wird von Anja Schwarzbach und Tina Bawden gemeinsam unterrichtet.

Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

Seminarraum, Faksimilesammlung

Kommentar

Die Apokalypse des Johannes und ihre bildliche Darstellung gehört zu den verbreiteten Bildthemen in der mittelalterlichen Kunst in Europa. Der Text zur Apokalypse bildet den Abschluss des Neuen Testaments und schildert die Vision des Johannes vom Untergang der Welt und der Errichtung des Himmlischen Jerusalems. Im Einflussbereich der westlichen Kirche hat der Text große Bedeutung erlangt, was sich an der Vielzahl der überlieferten theologischen Kommentare zeigt. Die Offenbarung des Johannes war in der Buchkultur des Mittelalters auch als Bildthema stark präsent. Der Bibeltext wurde meist mittels Hinzufügung eines Kommentars niedergeschrieben und mit bildlichen Darstellungen versehen, d.h. illuminiert. Kaum ein Buch des Mittelalters ist so häufig und vielfältig illuminiert worden wie die Apokalypse des Johannes. Hierbei lassen sich drei verschiedene Traditionen innerhalb der bildlichen Apokalypse-Darstellungen erfassen – die karolingisch-ottonischen Apokalypsen (9.-11. Jh.), die spanischen Beatus-Handschriften (9.-13. Jh.) sowie die anglonormannischen Apokalypse-Handschriften (13.-14. Jh.). Hinzu kommen spätmittelalterliche Apokalypsen, die sich nicht eindeutig einer bestimmten Tradition zuordnen lassen. Apokalypse-Illuminationen sind aber nicht nur in eigenständigen Apokalypse-Büchern überliefert, sondern auch in andere Bücher – z.B. Bibeln oder Enzyklopädien – als Bildfolgen oder einzelne Bildmotive integriert worden. Mit der Durchsetzung des Buchdrucks nahm die bildliche Darstellung der Apokalypse kein Ende. Als wohl bekanntestes Beispiel hierfür mag der Apokalypse-Zyklus des Albrecht Dürer aus dem Jahr 1498 gelten. Mittelalterliche illuminierte Bücher (= Handschriften/ Manuskripte) stellen als materielle Objekte mit multiplen Bildern eine Herausforderung für die kunsthistorische Analyse dar, bieten aber gleichzeitig einen neuen Blickwinkel auf das Fach Kunstgeschichte und erweitern den Frage-Horizont. Im Seminar wollen wir am Beispiel der reichhaltigen mittelalterlichen Tradition illuminierter Apokalypse-Manuskripte bildhistorische und buchhistorische Themen entdecken sowie auch ganz praktischen Fragen nachgehen. Bildhistorische Themen sind neben der Bedeutung des Buchs der Apokalypse und deren Überlieferungstraditionen in den Handschriften Fragen nach der Darstellung von Visionen im Mittelalter, Techniken der Bilderzählung und Weltbilder. Das Medium des mittelalterlichen Buches, seine Herstellung und Gestaltung wollen wir gemeinsam erkunden und Methoden für die kunsthistorische Beschreibung von Handschriften (Lagen, Einrichtung, Schrift, Ausstattung mit Text und Bild, Einband) erlernen. Die erworbenen Kenntnisse zur Apokalypse und zur mittelalterlichen Buchkultur werden praktisch vertieft: Das Seminar findet zu gleichen Teilen im Seminarraum und in der Faksimilesammlung Dr. Detlef M. Noack statt, wo wir mit einigen der 20 originalgetreuen Kopien (Faksimiles) von Apokalypse-Manuskripten arbeiten werden. Sie üben die Beschreibung und kunsthistorische Analyse einer mittelalterlichen Handschrift und wählen sich hierzu ein Manuskript aus, das Sie dann mithilfe des entsprechenden Faksimiles zu unseren Fragen erarbeiten und im Verlauf des Seminars präsentieren. Schließen

Literaturhinweise

Literaturauswahl: Richard K. Emmerson, Apocalypse Illuminated. The Visual Exegesis of Revelation in Medieval Illustrated Manuscripts, Pennsylvania 2018; Richard K. Emmerson and Bernard McGinn (Hg.), The Apocalypse in the Middle Ages, Ithaca/London 1992; David und Ulrike Ganz, Visionen der Endzeit. Die Apokalypse in der mittelalterlichen Buchkunst, Darmstadt 2016; David Ganz, Medien der Offenbarung. Visionsdarstellungen im Mittelalter, Berlin 2008; Gertrud Schiller, Die Apokalypse, 2 Bde. (Ikonographie der christlichen Kunst, Bd 5), Gütersloh 1990/1991; Frits van der Meer, Apokalypse: die Visionen des Johannes in der europäischen Kunst, Freiburg u.a. 1978. J.J.G. Alexander, Medieval Illuminators and their Methods of Work, New Haven u.a. 1992 ; Raymond Clemens und Timothy Graham, Introduction to Manuscript Studies, Ithaca & London 2007; Christine Jakobi-Mirwald, Das mittelalterliche Buch. Funktion und Ausstattung, Stuttgart 2004; Christine Jakobi-Mirwald, Buchmalerei. Terminologie in der Kunstgeschichte, 4., überarb. Aufl. unter Mitarb. v. Martin Roland, Berlin 2015. Schließen

4 Termine

Zusätzliche Termine

Fr, 29.04.2022 14:00 - 18:00
Faksimilesammlung

Dozenten:
Dr. Tina Bawden

Fr, 13.05.2022 14:00 - 18:00

Dozenten:
Dr. Tina Bawden

Räume:
A 163 Übungsraum (Koserstr. 20)

Fr, 27.05.2022 14:00 - 16:00

Dozenten:
Dr. Tina Bawden

Räume:
A 163 Übungsraum (Koserstr. 20)

Fr, 24.06.2022 14:00 - 18:00
Faksimilesammlung

Dozenten:
Dr. Tina Bawden

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Fr, 22.04.2022 14:00 - 18:00

Dozenten:
Dr. Tina Bawden

Räume:
A 163 Übungsraum (Koserstr. 20)

Fr, 03.06.2022 14:00 - 18:00
Faksimilesammlung

Dozenten:
Dr. Tina Bawden

Fr, 17.06.2022 14:00 - 18:00

Dozenten:
Dr. Tina Bawden

Räume:
A 163 Übungsraum (Koserstr. 20)

Fr, 22.07.2022 14:00 - 18:00
Faksimilesammlung

Dozenten:
Dr. Tina Bawden

Studienfächer A-Z