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Seminar
SoSe 22: Psychotechnologien und Affektgestaltung. Theoretische und literarische Positionen
Julia Weber
Hinweise für Studierende
Co-Teaching mit Bernd Bösel (Uni Potsdam)
Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen
Im Zusammenhang mit dem Seminar ist für Ende Juni an der FU Berlin ein Workshop zu Psychotechniken und Psychotechnologien geplant, dessen Besuch den Teilnehmer*innen nahegelegt (und auch zeitlich angerechnet) wird. Schließen
Kommentar
Das Verhältnis von Technik und Psyche ist ein skandalöses. Wir sind gewohnt, das Psychische als etwas Subjektives, Authentisches, also tatsächlich von unserem Inneren Herrührendes zu denken. Dem steht allerdings die technologische Prätention gegenüber, dieses Subjektive von außen erkennen, erwecken, manipulieren oder modulieren zu können. Enorme Summen fließen in die Erforschung etwa der digitalen Emotionserkennung über die Analyse von Mimik, Stimme, Gang und anderer (angeblicher) Indikatoren. Auch das Gedankenlesen soll dank neurotechnologischer Erfindung bald realisierbar sein.
Dass das Technische im weitesten Sinn auf psychische Phänomene wie etwa Gefühle, Gedanken, Imagination und Motivation gezielt einwirkt, ist allerdings kein neues Phänomen. Das praktische Wissen (techné im altgriechischen Sinn), wie man bestimmte psychische Effekte herstellt, gehört seit der Antike zum Kernbestand unterschiedlicher Disziplinen wie der Rhetorik, der Poetik und Musiktheorie, der Medizin und der Diätetik, der Ethik, der Lebenskunst und nicht zuletzt der Politik.
Das gemeinsam von Bernd Bösel (Europäische Medienwissenschaften der Universität Potsdam) und Julia Weber (Peter Szondi-Institut der FU Berlin) unterrichtete Seminar möchte sowohl prä-technologische Praktiken und Dispositive der Affektgestaltung wie auch aktuelle digitale Medientechnologien auf ihre Verfahren der psychischen Einflussnahme befragen. Beginnend mit einigen jüngeren Überlegungen zu antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gebets- und Selbstbildungspraktiken werden wir im Seminar ausgewählte psychologische Anleitungen und literarische Texte von u.a. Gracian, Rousseau, Thoreau bis hin zu Paul B. Preciado diskutieren, in denen die Möglichkeiten und Grenzen psychischer (Selbst-)Beeinflussung und Manipulation ausgelotet werden.
Daneben sollen auch aktuelle digitale Medientechnologien zur Erkennung und Simulierung von Affekten und Emotionen durch Roboter und Computer im Umgang mit Menschen thematisiert werden. Die Diskussion der verschiedenen Beeinflussungsmöglichkeiten der Psyche wird von verschiedenen theoretischen Ansätzen aus der Philosophie, den Film-, Theater-, Medien- und Literaturwissenschaften (u.a. von Foucault, Derrida, Stiegler, Kittler, Govrin, Orr und Rau) flankiert.
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14 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Di, 19.04.2022 12:00 - 14:00
Di, 26.04.2022 12:00 - 14:00
Di, 03.05.2022 12:00 - 14:00
Di, 10.05.2022 12:00 - 14:00
Di, 17.05.2022 12:00 - 14:00
Di, 24.05.2022 12:00 - 14:00
Di, 31.05.2022 12:00 - 14:00
Di, 07.06.2022 12:00 - 14:00
Di, 14.06.2022 12:00 - 14:00
Di, 21.06.2022 12:00 - 14:00
Di, 28.06.2022 12:00 - 14:00
Di, 05.07.2022 12:00 - 14:00
Di, 12.07.2022 12:00 - 14:00
Di, 19.07.2022 12:00 - 14:00