13418 Seminar

SoSe 22: Partizipation und Interaktion in der zeitgenössischen Kunst

André Rottmann

Kommentar

Die Transformation des Status der Betrachter*innen von passiven Zuschauer*innen hin zu aktiven Produzent*innen – etwa durch dynamische, auf Interaktionsmöglichkeiten abzielende Ausstellungsdesigns, durch die eingeübte Modi der Kontemplation unterbrechenden Schockwerte von Montage-Ästhetiken, durch die Grenze zwischen Bühne und Auditorium überschreitenden dadaistische Soirées oder durch den Illusionismus von theatralen Aufführungen negierende Verfremdungseffekte – gehörte zu den Hauptanliegen der historischen Avantgarden zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Seit den 1950er Jahren wurde dieser Impuls zur Partizipation und Interaktion der Betrachter*innen seitens Künstler*innen in Süd- und Nordamerika sowie West- und Osteuropa aufgegriffen und unter gänzlich verschieden politischen Bedingungen und mit veränderten theoretischen Orientierungen weiterentwickelt – beispielsweise im Zusammenhang von post-konkreter Kunst in Brasilien, von performativen Ansätzen (etwa in der Fluxus-Bewegung) und/oder feministischen Praktiken, die allesamt Objekte, Happenings und Ereignisse entwickelten und offerierten, in deren Realisierung dem Publikum in einem bis dato beispiellosen Grad eine entscheidende Rolle zukam. Für die globale Gegenwartskunst nach 1989 schließlich lässt sich eine anhaltende Tendenz dazu konstatieren, vermittels von Angeboten der Teilhabe an ästhetischen Projekten nicht nur andere Rezipient*innen zu erschaffen, sondern durch „useful art“ (Tania Brugera) neue soziale Verhältnisse stiften zu wollen, mit denen idealiter kollektive Möglichkeiten der Kommunikation oder sogar Emanzipation verbunden sein sollen – oder aber die Antagonismen und Konfliktlinien innerhalb solcher temporären Gemeinschafen kartiert und erfahrbar gemacht werden könnten. Anhand von Fallstudien zu ausgewählten Werken von Künstler*innen wie u.a. Lygia Clark, Hélio Oiticica, Allan Kaprow, Yoko Ono, George Brecht, Joseph Beuys, Valie Export, Marina Abramovic, Andrei Monastyrski (und der „Gruppe kollektive Aktionen“), Félix González-Torres, Rikrit Tirajaniva, Pawel Althamer, Thomas Hirschhorn, Tania Brugera, Santiago Sierra, Theaster Gates, Artur Zmijewski und Paul Chan verfolgt das Seminar die Geschichte von Praktiken und Theorien der Partizipation und Interaktion in der zeitgenössischen Kunst. Ein besonderes Augenmerk der gemeinsamen Lektüren und Diskussionen wird dabei auf der Frage liegen, welche politischen Versprech(ung)en und künstlerischen Formen sich mit der expliziten Involvierung von Betrachter*innen in die Umsetzungen von Entwürfen einer Kunst ohne Distanz verbinden und welche kunsttheoretischen Folgen (z. B. in Bezug auf Begriffe von Werk, Autor, Autonomie, Wert, Kritik etc) sich aus ihr ergeben. Schließen

Literaturhinweise

Einführende Literatur: Claire Bishop: Artificial Hells. Participatory Art and the Politics of Spectatorship, London/New York, NY: Verso, 2012; dies. (Hrsg.): Participation. Whitechapel Documents of Contemporary Art, Cambridge, MA/London: The MIT Press, 2006; Nicolas Bourriaud: Relational Aesthetics, Paris: Les Presses du Reél, 1998; Alexander Alberro: Abstraction in Reverse: The Reconfigured Spectator in Mid-Twentieth-Century Latin American Art, Chicago; IL/London: University of Chicago Press, 2017; Julia Ramirez Blanco: Practicable: from Participation to Interaction in Contemporary Art, Cambridge, MA/London: The MIT Press, 2016; Jacques Rancière: Der emanzipierte Zuschauer, Wien: Passagen Verlag, 2010; Sebastian Mühl: Utopien der Gegenwartskunst: Geschichte und Kritik des utopischen Denkens in der Kunst nach 1989, Bielefeld: Transcript, 2020 (Image, Bd. 164); Juliane Rebentisch: Theorien der Gegenwartskunst zur Einführung, Hamburg: Junius Verlag, 2013. Schließen

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