14801 Seminar

SoSe 22: Iphigenie & Maria : Religiöse Konzepte von Jungfräulichkeit

Susanne Gödde

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Kommentar

Die Jungfrau ist in fast allen Religionen von einer besonderen Bedeutung und Aura umgeben. Sie wird mit kultischer Reinheit assoziiert und durch eine besondere Nähe zu den und Empfänglichkeit für die Götter ausgezeichnet. Doch gibt es kulturelle Unterschiede: Warum im griechischen Polytheismus Göttinnen wie Artemis, Athena und Hestia Jungfrauen sind, ist eine spannende Frage. Ebenso, welche Bedeutung die Jungfräulichkeit der delphischen Priesterin, der Pythia, hat, die ihr Wissen vom Orakelgott Apollon ‚empfängt‘. In der römischen Religion wird das ewige Feuer von den jungfräulichen Vestalinnen bewacht, die bei Übertretung des Keuschheitsgebotes mit dem Tod bestraft werden. Und im Christentum wird der Heiland von der Jungfrau Maria ‚ungeschlechtlich‘ und ‚unbefleckt‘ empfangen, damit dessen Geburt von der Unreinheit des Sexuellen abgekoppelt ist. Später jedoch wird Maria nicht nur als Jungfrau, sondern auch als Geliebte und Mutter imaginiert und verehrt, und auch in der paganen Religion ist der Status der Jungfrau (parthenos) keineswegs ausschließlich mit Keuschheit und Enthaltsamkeit verbunden. Die Macht der Jungfräulichkeit wird in Literatur und Geschichtsschreibung der Antike auch politisch funktionalisiert, etwa wenn Jungfrauenopfer wie Iphigenie in einer politischen Krise eingesetzt werden (so in der griechischen Tragödie) oder als Gründungsmoment einer Republik fungieren (wie im Falle der römischen Lucretia, von der u.a. Livius berichtet). Die in nachchristlicher Zeit einsetzende griechische Romanliteratur schließlich führt ein scheinbar christliches Askeseideal vor, wenn die Protagonistinnen, Märtyrerinnen vergleichbar, ihre Keuschheit gegen Verführungen bewahren und sich so für die versprochene Ehe bewähren. Die Idealisierung der sexuellen Unberührtheit geht nicht selten mit Gewalt einher. Im Seminar wird anhand unterschiedlicher Beispiele aus der paganen und christlichen Literatur, aber auch der modernen Kultur gefragt, wie das Konzept der Jungfräulichkeit in diesen Narrativen jeweils religiös, politisch, ästhetisch, aber auch medizinisch bestimmt wird, wie es sich historisch verändert, welche Geschlechterordnung und welche „Familienimagination“ (Koschorke) sich jeweils mit ihm verbinden – bis hin zu der konservativen Bewegung der „Born Again Virgins of America“, die ein neues Ideal von Reinheit und Asexualität propagieren. Schließen

Literaturhinweise

Zur Vorbereitung empfohlen: Euripides, Iphigenie in Aulis, Stuttgart 2014 (bitte anschaffen) ¬– Fletcher, Judith / MacLachlan, Bonnie: Virginity Revisited: Configurations of the Unpossessed Body, Toronto 2016 (bes. die Einleitung). – Koschorke, Albrecht: Die Heilige Familie und ihre Folgen. Ein Versuch, Frankfurt a.M. 2000, bes. S. 57–65. – Schreiner, Klaus: Maria. Jungfrau, Mutter, Herrscherin, 2. Aufl. München 1996. Zu Beginn des Semesters wird ein Reader zur Verfügung gestellt. Schließen

14 Termine

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