16075 Hauptseminar

WiSe 18/19: Verantwortung und Widerstand: Jan Patocka, Michel Foucault und Jacques Derrida

Hana Gründler

Kommentar

Die Besetzung der Tschechoslowakei durch die Truppen des Warschauer Pakts im August 1968 setzte den im Rahmen des „Prager Frühlings“ vorangetriebenen Reformversuchen und damit einhergehenden Hoffnungen ein jähes Ende. International anerkannte Philosophen wie etwa der Phänomenologe Jan Patocka verloren ihre Positionen an den staatlichen Universitäten und wurden mit strikten Publikationsverboten belegt. Patocka begann, Untergrundseminare zu geben, in denen er sich nicht nur Konzepten wie Verantwortung, Solidarität und Widerstand widmete, sondern in Auseinandersetzung mit der Antike auch intensiv über die Philosophie als Lebensform nachdachte. In diesem Zusammenhang schrieb er Kunst und Literatur eine zentrale Rolle zu: sie eröffneten für ihn Räume der (Denk)Freiheit. Patockas Schriften aus den siebziger Jahren weisen bemerkenswerte Parallelen zu Foucaults zeitgleich entstandenen Vorlesungen am Collège de France sowie einer Vielzahl von kleineren Texten auf, in denen sich der französische Denker mit der „Ästhetik der Existenz“ auseinandersetzt. Bei beiden geht es um einen Versuch, Modelle eines konkreten Philosophierens als Vollzugsform zu erproben. Im Seminar werden wir zentrale Passagen aus Schriften von Patocka, Foucault, aber auch Derrida lesen, der sich in Donner la mort intensiv mit Patockas Überlegungen zur Verantwortung auseinandergesetzt hat. Wir werden uns am Rande auch mit ausgewählten künstlerischen und literarischen Positionen der tschechischen „Dissidentenkunst“ beschäftigen und untersuchen, inwiefern Kunst und Philosophie als transformative, disruptive und widerständige Praktiken verstanden wurden. Viele der damit einhergehenden übergeordneten Fragen sind auch für die Gegenwart von Bedeutung und sollen gemeinsam diskutiert werden: Wie ist das Verhältnis von Kunst, Philosophie, Konflikt und Widerstand einzuschätzen? Welche Veränderungen zieht die Erfahrung der Exklusion und der (inneren und äußeren) Migration für das Philosophieren und Kunstschaffen nach sich? Und nicht zuletzt, wie gestaltet sich die Relation von Rückzug und Aktion, von Untergrund und Kritik am offiziellen Diskurs? Eine detaillierte Literaturliste sowie mögliche Referatsthemen werden in der Einführungsveranstaltung bekannt gegeben. Schließen

5 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Mi, 14.11.2018 12:00 - 14:00

Dozenten:
Prof. Dr. Hana Gründler

Räume:
Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

Fr, 14.12.2018 14:00 - 20:00

Dozenten:
Prof. Dr. Hana Gründler

Räume:
JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

Sa, 15.12.2018 10:00 - 18:00

Dozenten:
Prof. Dr. Hana Gründler

Räume:
JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

Fr, 15.02.2019 14:00 - 20:00

Dozenten:
Prof. Dr. Hana Gründler

Räume:
JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

Sa, 16.02.2019 10:00 - 18:00

Dozenten:
Prof. Dr. Hana Gründler

Räume:
JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

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