13445 Hauptseminar

WiSe 20/21: Vermeers Malerei - Auflösung, Sammlung, Berührung

Karin Gludovatz

Hinweise für Studierende

Das Seminar wird asynchron stattfinden, genauere Hinweise zum Ablauf erfolgen zu Beginn des Semesters.

Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

Vorbesprechung: 02.11., 14-16 Uhr

Kommentar

Jan Vermeer (1632-1675) zählt seit seiner ‚Wiederentdeckung’ im 19. Jahrhundert zu den bekanntesten Malern des holländischen Barock. Biographische Daten sind kaum bekannt, das überlieferte Oeuvre ist verhältnismäßig klein, gibt aber Einblick in ein thematisches Interessensspektrum, das von religiösen Allegorien über Stadtansichten bis hin zu Genreszenen reicht. Das Seminar konzentriert sich auf Fragen nach Vermeers Verständnis des künstlerischen Bildes, das in seinen sehr speziellen formalästhetischen Strukturen Ausdruck findet: Zugleich von mimetischer Präzision in der Wiedergabe von Texturen und einer ‚Auflösung‘ der Oberflächentextur geprägt, ziehen die Gemälde ihre Betrachter*innen ebenso an wie sie sich ihnen in der Nahsicht entziehen. Der Sammlung des Blicks steht die Unmöglichkeit einer Fokussierung gegenüber (etwa in Hinblick auf die Darstellung konkreter Räume). Das Changieren von Nah- und Fernsicht, das in der malerischen Praxis und in der Kunsttheorie eine lange Tradition hat, erfährt bei Vermeer eine neue Perspektivierung, weil das Gemälde in Nahsicht weniger seine Materialität offenbart als vielmehr droht, sich zu ‚entmaterialisieren‘. Die Bilder suggerieren Sichtbarkeit, um dabei den Blick in Frage zu stellen. Ein weiteres Interesse des Seminars gilt den heterogenen Themen, denen sich der Maler widmete und ihren vielschichtigen Semantiken im Zeichnen der beschriebenen ästhetischen Strukturen. Dabei gilt das Interesse ebenso Aspekten wie Geschlechterdifferenzen, der Repräsentation des Stadtraums, der Darstellung von Berufen und Tätigkeiten oder dem Verhältnis der Malerei zu den prosperierenden Wissenschaften. Schließen

Literaturhinweise

Literatur (Auswahl): Alpers, Svetlana: The strangeness of Vermeer, in: Art in America 84 (1996), S. 62-69; Arasse, Daniel: Vermeers Ambition, Basel 1996; Asemissen, Hermann U.: Jan Vermeer, Die Malkunst. Aspekte eines Berufsbilds, Frankfurt 1988; Gaskell, Ivan u.a. (Hg.): Vermeer studies. Proceedings of the symposia „New Vermeer studies“, New Haven 1998; Greub, Thierry: Vermeer oder die Inszenierung der Imagination, Petersberg 2004; Hammer-Tugendhat, Daniela: Arcana Cordis. Zur Konstruktion des Intimen in der Malerei von Vermeer, in: Gisela Engel (Hg.): Das Geheimnis am Beginn der europäischen Moderne (= Zeitsprünge 6 (2002), S. 234-256; Jensen Adams, Ann u.a. (Hg.): Leselust. Niederländische Malerei von Rembrandt bis Vermeer, Stuttgart 1993; Leonhard, Karin: Das gemalte Zimmer. Zur Interieurmalerei Jan Vermeers, München 2003; Serres, Michel: Über Malerei. Vermeer, La Tour, Turner, Dresden 1995; Wheelock, Arthur K. (Hg.): Vermeer. Das Gesamtwerk, Stuttgart 1996; Zimba, Antoni: Illusion and realism - the game with the spectator in Dutch art 1580–1660, Frankfurt 2017. Schließen

Zusätzliche Termine

Mo, 02.11.2020 14:00 - 16:00

Dozenten:
Univ.-Prof. Dr. Karin Gludovatz

Studienfächer A-Z