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Seminar
WiSe 21/22: Tischgemeinschaften (Kommensalität) in Griechenland und Rom – Räume, Bilder und soziale Praktiken
Johanna Fabricius
Kommentar
Unter dem Begriff Kommensalität/commensality werden in der aktuellen archäologischen, historischen, kulturanthropologischen und religionswissenschaftlichen Forschung unterschiedliche Formen von Tischgemeinschaften zusammengefasst und theoretisch konzeptualisiert. Diese reichen von der alltäglichen Nahrungsaufnahme bis zu großen religiösen Festen oder von exklusiven aristokratisch-männerbündischen Speisegemeinschaften bis zu großen kollektiven Veranstaltungen, bei der alle soziale Schichten an der Verteilung von Speisen und Getränken partiziperten. Gleichzeitig wird in einer „Archaeology of Food“ die sozial integrative und identitätsstiftende Funktion des Zubereitens, Teilens und kollektiven Konsumierens bestimmter Speisen und Getränke diskutiert.
Gemeinschaftliches Trinken und Essen spielte als Form soziale Kommunikation sowohl in Griechenland als auch in Rom eine zentrale Rolle. Viele archäologische Hinterlassenschaften lassen sich auf das symposion bzw. das römische convivium beziehen, etwa die dabei verwendeten Trink- und Essgefäße, die häufig mit auf das Bankett bezogenen Bildern versehen sind oder reich ausgestattete Speiseräume in Privathäusern, Heiligtümern und Palästen. War das Symposion in Griechenland zunächst eine Praxis der männlichen sozialen Elite, so erweiterte sich der Kreis der Teilnehmer und schließt auch nicht privilegierte soziale Gruppen und Frauen mit ein. Der kulturelle Kontext des Symposions soll in seiner ganzen Vielfalt der ikonographischen und architektonischen Bezüge sowie sozialen Praktiken analysiert werden. Dazu gehören Bilder von trinkenden und speisenden Gottheiten, Heroen und Menschen ebenso wie die dionysisch geprägte Bilderwelt der schwarzfigurigen und rotfigurigen Symposionskeramik sowie die architektonische und bildliche Ausstattung von griechischen und römischen Gelageräumen mit Mosaiken und Wandmalereien. Gefragt werden soll nach der Wechselwirkung zwischen den sozialen Praktiken der Lebenswelt und der Bilderwelt, den diachronen Veränderungen in der Ikonographie der Bilder und dem architektonischen Rahmen der Rezeption dieser Bilder
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Literaturhinweise
Einführende Literatur (Auswahl):
J.-M. Dentzer, Le motif du banquet couché dans le proche-orient et le monde grec du VIIe au IVe siècle avant J.-C., BEFAR 246 (Rom 1982);
C. M. Draycott – M. Stamatopoulou (Hrsg.), Dining and death. Interdisciplinary perspectives on the 'Funerary Banquet' in ancient art, burial and belief, Colloquia Antiqua 16 (Leuven 2016);
K. M. D. Dunbabin, The Roman banquet. Images of conviviality (Cambridge [u.a.] 2003);
A. Heinemann, Der Gott des Gelages. Dionysos, Satyrn und Mänaden auf attischem Trinkgeschirr des 5. Jahrhunderts v. Chr, Image & Context 15 (Berlin 2016);
S. Kerner – C. Chou – M. Warmind (Hrsg.), Commensality. From everyday food to feast (London 2015);
F. Lissarrague, The Aesthetics of the Greek Banquet. Images of Wine and Ritual (Princeton, N.J. 1990) (Orig. Un flot d'images: une esthétique du banquet grec (Paris 1987));
I. Nielsen – H. Sigismund Nielsen (Hrsg.), Meals in a Social Context. Aspects of the Communal Meal in the Hellenistic and Roman World (Aarhus 1998);
S. Pollock (Hrsg.), Between feasts and daily meals: towards an archaeology of commensal spaces, Berlin studies of the ancient world 30 (Berlin 2015);
A. Schäfer, Unterhaltung beim griechischen Symposion. Darbietungen, Spiele und Wettkämpfe von homerischer bis in spätklassische Zeit (Mainz 1997);
W. J. Slater (Hrsg.), Dining in a Classical Context (Ann Arbor 1991);
E. Stein-Hölkeskamp, Das römische Gastmahl: eine Kulturgeschichte (München 2005);
K. Vierneisel – B. H. Kaeser (Hrsg.), Kunst der Schale - Kultur des Trinkens [aus Anlass einer Ausstellung der attischen Kleinmeisterschalen des 6. Jahrhunderts v. Chr. in den Staatlichen Antikensammlungen am Königsplatz in München] (München 1990).
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16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
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Mo, 13.12.2021 10:00 - 12:00
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