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Advanced seminar
WiSe 22/23: Was ist Propaganda?
Dennis Wutzke
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Die Veranstaltung wird angeboten im Modul „politikwissenschaftliche Forschung“ und setzt hier sozialphilosophische und theoretische Augenmerke. Das Seminar begleitet einerseits die Forschungsvorhaben der Teilnehmerinnen zum Thema „Propaganda“; es bietet andererseits eine Einführung in einflussreiche Theorien über Propaganda. Die Seminarleistung besteht einübend für die Abschlussarbeit in der Entwicklung und Reflexion eines exemplarischen Forschungsdesigns. Es sind besonders (aber nicht nur) Studierende angesprochen, die im BA eine theoretische, ideengeschichtliche oder sozialphilosophische Abschlussarbeit schreiben.
Drei Themenfelder sortieren die Sitzungen:
1. Sozialphilosophisch orientierte Propagandatheorie: Wir diskutieren in diesem Teil des Seminars Passagen aus als klassisch geltenden Texten von Hannah Arendt, Leo Löwenthal, Siegfried Kracauer, Ernst Bloch, Bert Brecht, Theodor W. Adorno, Victor Klemperer, Lenin, Edward Bernays, Jacques Ellul, Alfred und Elizabeth McClung Lee. Wir nehmen hin und wieder kurze Auszüge aus dem propagandistischen Material hinzu, an dem diese Autorinnen ihre Theorien jeweils entwickelten.
2. Propaganda als Katalog konkreter »Tricks«, argumentativer Fehlschlüsse und rhetorischer Muster. Propaganda ist uns hier ein Katalog von sprachlichen Überwältigungstechniken, auch ein Set aufmerksamkeitsökonomischer Strategien und von Pseudo-Argumenten. In Teilen ist diese Konkretion schon bei den sozialphilosophischen Texten angelegt (prominent z.B. bei Leo Löwenthal), zum Teil graben wir hier von der anderen Seite; eher von der Psychologie und Erkenntnistheorie der kognitiven Verzerrungen aus, eher aus Argumentationstheorie und empirischer Sozialforschung.
3.) drei rahmende Sitzungen verteilt über das Semester unter der Überschrift „Schreibwerkstatt“: Hier tauschen wir uns kooperativ aus über den Stand der jeweiligen Forschungsvorhaben, über textliche und methodische Qualitätskriterien. Wir lesen Auszüge und Vorarbeiten aus den Texten und erlernen in kurzen Übungen auch praktische Techniken zur Arbeit am eigenen Entwurf.
Leitende Fragen:
Bestimmen spezifische politische Inhalte die jeweiligen Begriffe von Propaganda – oder eher Formen der politischen Kommunikation? Ist Propaganda stets ein Phänomen totalitärer Bewegungen und Regime? Gibt es auch Propaganda in emanzipativer oder überhaupt vernünftiger Absicht? Ist ein neutraler, nicht-pejorativer Propagandabegriff sinnvoll, in welchen Theoriezusammenhängen kommt er auf? Wie lassen sich Konjunkturen des Begriffs deuten? Welche Konzeptionen von Gesellschaft, von Öffentlichkeit, von Interessen, von Subjektivität und des Verhältnisses von Psychologie zu Politik stehen hinter verschiedenen Begriffen von Propaganda? Ist es sinnvoll, Propaganda von politischer Lüge, Demagogie, Agitation und Reklame zu unterscheiden? Ist ein ein- und ausschließender „Diskurs“, der sich zum Beispiel in „Medien“ offenbart, bereits Propaganda? Wo und wie wird der Vorwurf „Propaganda!“ selbst zur propagandistischen Figur? Und was schließlich ist von jüngeren Diagnosen zu halten, die die „klassische“ Propaganda zwecks machtvoller Etablierung eines starken Narrativs überholt sehen vom neuen Imperativ des „flood the zone with shit“ – der mutwilligen Sabotage wahrheitsorientierten Diskurses durch gezielten overkill an beliebigen Fehlinformationen, die untereinander gar nicht konsistent sein müssen?
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15 Class schedule
Regular appointments
Wed, 2022-10-19 16:00 - 18:00
Wed, 2022-10-26 16:00 - 18:00
Wed, 2022-11-02 16:00 - 18:00
Wed, 2022-11-09 16:00 - 18:00
Wed, 2022-11-16 16:00 - 18:00
Wed, 2022-11-23 16:00 - 18:00
Wed, 2022-11-30 16:00 - 18:00
Wed, 2022-12-07 16:00 - 18:00
Wed, 2022-12-14 16:00 - 18:00
Wed, 2023-01-04 16:00 - 18:00
Wed, 2023-01-11 16:00 - 18:00
Wed, 2023-01-18 16:00 - 18:00
Wed, 2023-01-25 16:00 - 18:00
Wed, 2023-02-01 16:00 - 18:00
Wed, 2023-02-08 16:00 - 18:00