WiSe 22/23: On/off: Auf und hinter der Bühne des politischen Dramas des 17. und 18. Jahrhunderts
Michael Gamper
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Politische Dramen des 17. und 18. Jahrhunderts bewältigen meist historische Stoffe von größerer Materialfülle und hoher Komplexität, die begrenzte theatrale Aufführungszeit setzt der Behandlung der Inhalte auf der Bühne bei der dramatischen Umsetzung aber enge Grenzen. Vor allem das sog. ‘klassische’ Drama verschärft diese mediale Disposition durch die postulierten Einheiten von Zeit, Ort und Handlung – und macht es erforderlich, dass ein beträchtlicher Teil der politischen Handlung hinter die Bühne verlagert wird. Mauerschau, Botenbericht und Rekapitulation des zwischen den Akten Geschehenen sind die gängigen Formen, das Abwesende zumindest sprachlich auf der Bühne präsent zu machen. Sie eröffnen ein breites Spektrum von Möglichkeiten, komplizierte politische Vorgänge trotz reduzierter Darstellungsoptionen auf der Bühne dramaturgisch zu behandeln – und sprechen dabei auch kollektiven Akteuren eine erstaunliche Handlungsfähigkeit zu.
Das Seminar will dieser Vielfalt des On und Off der frühneuzeitlichen Bühne an ausgewählten Dramen von Shakespeare, Corneille, Racine, Goethe und Schiller nachgehen. Gleichzeitig ist die Lehrveranstaltung auch als Einführung in das politische Denken und das Drama dieser Epochen konzipiert. Vorkenntnisse sind deshalb nicht nötig, wohl aber eine Bereitschaft, sich auf die ästhetischen Eigenheiten einer Kunst einzulassen, die freilich in ihren Einsichten in die politischen Problematiken von unserer Gegenwart gar nicht so weit entfernt ist. Die vorgängige Lektüre einer Einführung in die Dramenanalyse ist sehr zu empfehlen, ebenso die Beschäftigung mit ShakespearesJulius Caesar, Corneilles Cid und Goethes Iphigenie auf Tauris.
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