WiSe 22/23: Erzählen als Aktion: Die Politik der Novelle
Florian Fuchs
Comments
Die Suche nach Freiheit brachte ab dem 14. Jahrhundert ein radikales literarisches Werkzeug hervor: die Novelle. Teils Alltag, teils plötzliches Ereignis, gab diese Kurzform denjenigen Rat, die jedwede Form von Macht verstehen und verändern wollten: Wie können Ausgestoßene Autorität in Frage stellen? Was ist ein feministischer Plot? Kann Widerstand eine Lesereaktion sein? – Wir werden diskutieren und lesen, wie diese Erzählungen von der Renaissance (Boccaccio, de Navarre, u.a.) über die Romantik (Schiller, D. Schlegel, Kleist, u.a.), den Realismus (Melville, de Assis, u.a.), die Avantgarde (Kafka, u.a.) und die Postmoderne (Ogawa, u.a.) bis ins postliterarische 21. Jahrhundert hinein (Griesebach, u.a.) reale Argumente durch fiktive Protagonisten organisiert, formuliert und intensiviert haben. Unter Hinzunahme theoretischer Schlüsseltexte (Fr. Schlegel, Jolles, Benjamin, Foucault, u.a.) werden wir in detaillierten Close Readings nachvollziehen, mit welchen narratologischen, poetologischen und medialen Mitteln Novellen Fragen der bürgerlichen Freiheit, der Politik, der Religion, des Rassismus, von Gender, Recht und Medien erklärt und verkompliziert haben. Texte in deutscher und englischer Sprache, optional in ggf. anderssprachigen Originalen.
close
Suggested reading
Vorbereitende Lektüre:
Joe Fassler, “The Return of the Novella, the Original #Longread,” The Atlantic, April 24, 2012, https://www.theatlantic.com/entertainment/archive/2012/04/the-return-of- the-novella-the-original-longread/256290/.
Andreas Gailus, “Form and Chance: The German Novella,” in Franco Moretti, ed. The Novel, vol. 2, Forms and Themes (Princeton, NJ: Princeton Univ. Press, 2006), 739-76.
close16 Class schedule
Regular appointments