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Seminar
WiSe 22/23: „Looted literature“? Literatur als koloniale Beute: Formen der Aneignung und Restitution (II)
Irene Albers
Information for students
Das Seminar wird als Co-Teaching mit Andreas Schmid (University of Oxford und Friedrich Schlegel Graduiertenschule) unterrichtet.
Additional information / Pre-requisites
Kontakt: Irene Albers: ialbers@zedat.fu-berlin.de; Andreas Schmid: andreas.schmid@mod-langs.ox.ac.uk
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Kann Literatur – analog zur Raubkunst – zu kolonialer Beute werden? Und falls ja, kann man sie wieder restituieren? Diese Fragen stellen sich aufgrund einer bemerkenswerten historischen Parallele: Um 1900 wurden außereuropäische Objekte von Kuriositäten zu Kunstwerken mit kulturellem und ökonomischem Wert umkodiert. Auch „Literatur“ wurde und wird als Hochwertwort verwendet, das alltägliche Gebrauchstexte von zeitlosen Kulturgütern mit individueller Autorschaft unterscheiden soll. Die Forschung zum literarischen Primitivismus hat darauf hingewiesen, dass der Begriff „Literatur“ diese Rolle auch im Kontext der westlichen Rezeption außereuropäischer Lieder, Sprüche, religiöser Texte und Geschichten übernommen hat.
In dieser Fortsetzung unseres Seminars knüpfen wir an Fragen aus dem letzten Semester an: Welche unterschiedlichen Arten des Transfers von Texten nach Europa können unterschieden werden? Wie wurden nicht-literarische Texte durch Übersetzungen, Sammlungen, Buchreihen und andere Medien der Kanonisierung zu Weltliteratur? Mit welchen Konzepten aus der Rechtsethnologie, der Kunstgeschichte und der Medientheorie lassen sich Aneignungsvorgänge genauer beschreiben? Wodurch unterscheidet sich die von uns vorgeschlagene literaturhistorische Provenienzforschung von der klassischen Quellenkritik? Ziel ist es, die Implikationen aktueller Debatten um Aneignung, Raub und Restitution im kolonialen Kontext aus ihrer Beschränkung auf die bildende Kunst und die Sammlungen ethnologischer Museen zu lösen, um sie für literaturhistorische und -theoretische Fragestellungen produktiv zu machen.
Dieses zweite Seminar setzt den Besuch des ersten nicht voraus – wer neu einsteigen will, ist herzlich willkommen, und kann sich mithilfe der Protokolle, Recherchen und Fallstudien, die die Studierenden im vergangenen Semester erarbeitet haben, einen Eindruck von der bisher geleisteten Forschung verschaffen.
Neben der Lektüre historischer Quellentexte wie aktueller Theoriebeiträge werden wir erneut Exkursionen unternehmen, u.a. in die dann neu eröffneten Räume des Humboldt Forums. In Kooperation mit dem Berliner Phonogrammarchiv ist außerdem die Erarbeitung einer Videoinstallation geplant, in der wir die Ergebnisse unserer gemeinsamen Forschung präsentieren können und die dann im Ethnologischen Museum zu sehen sein wird.
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16 Class schedule
Regular appointments
Thu, 2022-10-20 12:00 - 14:00
Thu, 2022-10-27 12:00 - 14:00
Thu, 2022-11-03 12:00 - 14:00
Thu, 2022-11-10 12:00 - 14:00
Thu, 2022-11-17 12:00 - 14:00
Thu, 2022-11-24 12:00 - 14:00
Thu, 2022-12-01 12:00 - 14:00
Thu, 2022-12-08 12:00 - 14:00
Thu, 2022-12-15 12:00 - 14:00
Thu, 2023-01-05 12:00 - 14:00
Thu, 2023-01-12 12:00 - 14:00
Thu, 2023-01-19 12:00 - 14:00
Thu, 2023-01-26 12:00 - 14:00
Thu, 2023-02-02 12:00 - 14:00
Thu, 2023-02-09 12:00 - 14:00
Thu, 2023-02-16 12:00 - 14:00