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S/PS (Seminar/Proseminar)
SoSe 14: Zur Autonomisierung der Lichtgestaltung. Von Witz bis Vermeer
Iris Brahms
Hinweise für Studierende
Einführung am 13.06., 8-12 Uhr in A 124
Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen
Blockseminar
Kommentar
Die Lichtgestaltung gehört in der Malerei zu den grundlegenden und zugleich schwierigsten Herausforderungen, die kaum an Aktualität verlor und zu immer neuen Erkundungen führte. Licht wird insbesondere als Voraussetzung des Sehens begreifbar, wenn es über die Erzeugung von Plastizität und Differenzierung von Stofflichkeit hinaus eigens durch staunenswerte Effekte thematisiert wird. So kommt es zu starken Kontrasten, inszenierten Schlagschatten und glanzvollen Wiedergaben von Spiegelungen auf prunkvollen Gegenständen und Wasseroberflächen. Häufig sind diese Bildelemente zu semantisieren, scheint doch der Wiedergabe von Licht eine Reflektion des künstlerischen Intellekts eingeschrieben zu sein. Eine solch sinnreiche Verquickung lässt sich etwa in Jan van Eycks Spiegelbildern einer fingierten Außenwelt diskutieren wie sie ebenso in den prägnanten Schattenbildern eines Konrad Witz überzeugend scheint. Durch optische Experimente hervorgerufene Zerrbilder bindet etwa der jüngere Hans Holbein ein – Anamorphosen von Dieter Mersch unlängst als „Reflexionsgeste“ bezeichnet, während Licht bei Rembrandt zur Essenz des Malerischen wird, wie kürzlich Karin Gludovatz aufzeigte. Dabei ist Licht jene Zutat, die den Darstellungen einen atmosphärischen Zusammenhalt sowie eine Unmittelbarkeit eingibt, die zugleich zum Moment der Nobilitierung wird, nicht zuletzt, indem die gehobene Handfertigkeit des Künstlers auf wunderbare Weise vor Augen steht. Ziel des Seminars ist, anhand von vornehmlich nordalpinen Fallbeispielen bis Jan Vermeer außergewöhnliche Variationen bei der Wiedergabe von Licht zu untersuchen und das Innovationspotential zeitgemäß auch in Bezug auf schriftliche Quellen der Religion und Philosophie, der Kunsttheorie und Naturwissenschaft herauszustellen. Schließen
Literaturhinweise
Literatur: Michael Baxandall, Shadows and enlightenment, New Haven 1995; Carolin Bohlmann, Thomas Fink und Philipp Weiss (Hgg.), Lichtgefüge des 17. Jahrhunderts. Rembrandt und Vermeer. Leibniz und Spinoza, München 2008; Karin Gludovatz, Das Malen lieben. Rembrandt und der poietische Akt, in: Poiesis. Praktiken der Kreativität in den Künsten der Frühen Neuzeit, hrsg. von Valeska von Rosen et al., Zürich-Berlin 2013, S. 307-326; Stephan Kemperdick, Heilige mit Schatten. Konrad Witz und die niederländische Malerei, in: Konrad Witz. 1405-1446, AK Kunstmuseum Basel, hrsg. von Bodo Brinkmann, Ostfildern 2011, S. 32-46; Dieter Mersch, Abbild und Zerrbild. Zur Konstruktion von Rationalität und Irrationalität in frühneuzeitlichen Darstellungsweisen, in: Instrumente in Kunst und Wissenschaft: zur Architektonik kultureller Grenzen, hrsg. von Helmar Schramm et al., Berlin 2006, S. 21-40; Christian Müller: It Is the Viewpoint That Matters: Observations on the Illusionistic Effect of Early Works by Hans Holbein, in: Hans Holbein: Paintings, Prints, and Reception, hrsg. von Mark Roskill und John Oliver Hand, National Gallery of Art, Washington, New Haven/London 2001, S. 17-35; Erwin Panofsky, Die altniederländische Malerei: ihr Ursprung und Wesen, hrsg. von Jochen Sander und Stephan Kemperdick, 2 Bde., Köln 2001; Victor I. Stoichita, Eine kurze Geschichte des Schattens, München 1999; Ernst Strauss, Koloritgeschichtliche Untersuchungen zur Malerei seit Giotto und andere Studien, hrsg. von Lorenz Dittmann, München 1983. Schließen
Zusätzliche Termine
Fr, 13.06.2014 08:00 - 12:00 Sa, 12.07.2014 10:00 - 18:00 So, 13.07.2014 11:00 - 18:00