33320

SoSe 15: Contentious Politics in Lateinamerika: Aktuelle Konflikte und Konfliktaushandlungen im Kontext extraktiver Projekte

Bettina Schorr

Kommentar

Lateinamerika hat eine lange Geschichte intensiver und vielgestaltiger sozialer und politischer Auseinandersetzungen: Revolutionen, massive soziale Bewegungen, große Proteste, bewaffnete Konflikte etc. Vor dem Hintergrund des seit einigen Jahren anhaltenden Ressourcenbooms und der damit einhergehenden, zahlreichen extraktiven Großprojekte kam es in vielen Ländern der Region zu einer neuen Welle lokaler Konflikte und Aushandlungsprozessen über die Kosten und Nutzen dieser Vorhaben. Oftmals stehen den Gewinnen aus den Projekten, die (transnationale und nationale) Unternehmen über Steuern, Lizenzgebühren oder direkte Exporte in die Staaten einnehmen, gravierende lokale Schäden sozialer und ökologischer Art entgegen. An vielen Orten organisieren sich deswegen Menschen, um kollektiv die Projekte abzuwenden bzw. Kosten und Nutzen mit den beteiligten staatlichen und privaten Akteuren auszuhandeln. Auf der anderen Seite versuchen sowohl staatliche Akteure als auch die Unternehmen, aktiv lokale Unterstützung für die entsprechenden Projekte zu schaffen, um größeren Auseinandersetzungen vorzubeugen. Im Seminar wird es darum gehen, die gegenwärtige Konjunktur sozialer und politischer Konflikte und Aushandlungsprozesse im Kontext extraktiver Projekte zu verstehen. Dazu erörtern wir historische Grundlagen und setzen uns mit den wesentlichen Merkmalen der gegenwärtigen Konjunktur (dem Extraktivismus) auseinander. Anhand ausgewählter empirischer Fallbeispiele wollen wir schließlich aktuelle extraktive Konflikte und damit einhergehende Aushandlungsprozesse analysieren. Dabei werden die beteiligten Akteure, ihre Handlungsstrategien und ihre Interaktionen im Vordergrund stehen. Zuletzt möchten wir, wo es die Fälle erlauben, untersuchen, welche Folgen die Konflikte für die lokale Bevölkerung hatten. Um die empirischen Untersuchungen theoretisch anzubinden, erfolgt die Analyse der sozialen Konflikte und Aushandlungsprozesse unter Rückgriff auf das Forschungsprogramm der "Contentious Politics" Schließen