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Vorlesung
SoSe 15: Literatur verstehen. Zur Geschichte der Literaturtheorie von Platon bis zur Ästhetik der Moderne (mit Beispielen aus alter und neuer Dichtung)
Arbogast Schmitt
Kommentar
Über die Frage, was eigentlich Literatur ist, vor allem: was sie zur Kunst macht, und wie man Literatur versteht und sich einen rationalen Zugang, der einer Begründung und Überprüfung fähig ist, verschafft, haben bereits viele große Theoretiker der Antike nachgedacht. Die ausgearbeiteten Erklärungsversuche wurden nicht nur in der ganzen Antike immer wieder neu diskutiert, sie haben auch das Kunst- und Literaturverständnis bis in die Moderne fast durchgängig geprägt. In den Jahrhunderten von der Renaissance bis zur beginnenden Ästhetik der Moderne waren es vor allem Aristoteles und Horaz, an denen sich nicht nur die Theoretiker, sondern auch die Literaten selbst bei der Verfassung ihrer Werke orientierten.
In der Vorlesung wollen wir uns zunächst gründlich mit dem, was Platon und Aristoteles zu Dichtung und Kunst (im allgemeinen) zu sagen haben, beschäftigen und zu erproben versuchen, ob die Art und Weise, wie sie theoretisch Literatur erklären, sich für die Interpretation wichtiger Werke aus Epos, Lyrik und Drama fruchtbar machen lässt.
Nach dem Tod des Aristoteles entwickelten die Philosophenschulen des sog. Hellenismus (300 vor bis 200 n. Chr.), die Skeptiker, Stoiker und Epikureer, ein völlig neues Verständnis von Kunst, das uns vor allem durch die Römer Cicero und Horaz überliefert ist. Das neue Konzept war: Dichtung soll vor allem eine 'Ordnung der Dinge' wiedergeben ('nachahmen') und dadurch Wahrscheinlichkeit und Allgemeingültigkeit gewinnen. Dieses Konzept galt in der Renaissance als Inbegriff 'der' antiken (auch der 'aristotelischen') Vorstellung von Dichtung und Kunst und gewann dadurch einen unglaublichen Einfluss, der bis weit ins 18. Jahrhundert reichte. Mit den wichtigsten Inhalten dieser 'Nachahmungs- und Regelpoetiken' wollen wir uns an einigen ihrer Hauptvertreter (in Italien, Frankreich, Deutschland) vertraut machen, um danach die 'Wende zu Genieästhetik', die vor allem von England ihren Ausgang nahm, bis hin zu dem Gründungsdokument der neueren Ästhetik, der 'Aesthetica' von Baumgarten (um 1750) in Deutschland, zu behandeln (mit einem Ausblick auf Kant). Zum Abschluss der Vorlesung sollen noch einige Gründe diskutiert werden, weshalb die 'neue' Ästhetik, die der rationalen Abstraktheit die Konkretheit des sinnlichen Erlebens entgegensetzte, gerade die Entwicklung zu einem abstrakten Kunstverständnis einleitete und Anlass für die Pluralisierung der Literaturtheorien im 20. Jahrhundert wurde.
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13 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Do, 16.04.2015 16:00 - 18:00
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Do, 21.05.2015 16:00 - 18:00
Do, 28.05.2015 16:00 - 18:00
Do, 04.06.2015 16:00 - 18:00
Do, 11.06.2015 16:00 - 18:00
Do, 18.06.2015 16:00 - 18:00
Do, 25.06.2015 16:00 - 18:00
Do, 02.07.2015 16:00 - 18:00
Do, 09.07.2015 16:00 - 18:00
Do, 16.07.2015 16:00 - 18:00