14006 Seminar

SoSe 15: Heterotopien und Nicht-Orte in der japanischen Literatur

Elena Giannoulis

Kommentar

Seit dem "spatial turn" wächst in den Literaturwissenschaften das Interesse an raumtheoretischen Modellen, die neue sozial- und kulturwissenschaftliche, narratologische oder geopolitische Erkenntnisse versprechen. Im Zuge dieser Entwicklungen werden auch "besondere" Formen des Raums wie Heterotopien und Nicht-Orte diskutiert, die in diesem Seminar neben der Vermittlung theoretischen Basiswissens zum Raum im Mittelpunkt stehen. Heterotopien sind Orte, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gesellschaft liegen und in denen in der jeweiligen Zeit und Gesellschaft vorgegebene Normen/Regeln gar nicht oder nur zum Teil gelten oder umgesetzt werden. Sie sind Entwürfe von Gegenräumen, die in besonderer Weise gesellschaftliche Verhältnisse widerspiegeln. Als Beispiel für Heterotopien nennt Michel Foucault u.a. Friedhöfe, Irrenanstalten, Bordelle, Gefängnisse, Gärten, Bibliotheken, Museen, Hotels oder Kliniken. Nicht-Orte als Phänomen der "Postmoderne" sind laut Marc Augé weder in Kultur, Religion noch Nation verwurzelt und nicht identitätsstiftend; gemeint sind vor allem funktionale Transiträume wie Bahnhöfe, Flughäfen, Einkaufszentren oder Fastfoodketten, die kaum etwas Individuelles besitzen und austauschbar wirken. In diesem Seminar werden wir solche Räume in der modernen und zeitgenössischen japanischen Literatur thematisch und formal-darstellungsbezogen erschließen, um deren Funktionen auf die Spur zu kommen. Dazu lesen wir u.a. Texte von Natsume Sōseki, Akutagawa Ryūnosuke, Mishima Yukio, Kawakami Hiromi und Ogawa Yōko. Schließen

Literaturhinweise

Foucault, Michel (2013). Die Heterotopien. Übers. von Michael Bischoff. Mit einem Nachwort von Daniel Defert. Der utopische Körper. Berlin: Suhrkamp. Augé, Marc (2014). Nicht-Orte. Aus dem Französischen von Michael Bischoff. München: Beck. Leiß, Judith (2010). Inszenierungen des Widerstreits: Die Heterotopie als postmodernistisches Subgenre der Utopie. Bielefeld: Aisthesis-Verlag. Warning, Rainer (2009). Heterotopien als Räume ästhetischer Erfahrung. Paderborn; München: Fink. Schließen

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