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Hauptseminar
SoSe 15: Theater als Vollzug, Kunst als Strafe
Matthias Warstat
Kommentar
Das Seminar wird sich mit einer Facette der Künste und des Theaters beschäftigen, die sich durch die Geschichte verfolgen lässt: Es reicht in den Künsten häufig nicht aus, Gegenstände zu betrachten oder Vorführungen anzuschauen; vielmehr wird verlangt, Handlungen durchzuführen, Erfahrungen zu machen und Prozesse zu vollziehen. Besonders auffallend ist das in jenen partizipatorischen Kunstformen der letzten Jahrzehnte, die die Zuschauer_innen zu Hauptakteur_innen machen. Auch die Performancekunst der 1960-er und 70er-Jahre ist ein gutes Beispiel, denn sie stellte erstmals den unmittelbaren Vollzug von Handlungen ins Zentrum des künstlerischen Geschehens. Die Performancetheorie hebt darauf ab, dass Handlungen wirklichkeitskonstituierend sind und zugleich auf ihren eigenen Vollzug verweisen. Um diesen Vollzugscharakter geht es im Seminar: Ist es nicht ein zweifelhaftes Vergnügen, etwas vollziehen zum müssen? Erscheint es nicht mindestens ambivalent, in Künsten und Theater den Vollzug zu propagieren? Dem Zwang zum Vollzug kann etwas Gewaltsames anhaften, das Theoretiker_innen wie Boris Groys oder Sylvia Sasse als charakteristisch für die Avantgarden des 20. Jahrhunderts beschrieben haben. Im Laufe des Semesters sollen einerseits grundlegende theoretische Texte gelesen, andererseits Fallbeispiele diskutiert werden, an denen sich die gewaltsame, zwanghafte, disziplinierende Seite von Kunst exemplifizieren lässt. Wichtige Bezugspunkte können u.a. sein: Michel Foucault, „Überwachen und Strafen“ (1975), Franz Kafka, „In der Strafkolonie“ (1914), Bertolt Brecht, „Die Maßnahme“ (1930), Boris Groys, „Gesamtkunstwerk Stalin“ (1988), Christoph Menke, „Recht und Gewalt“ (2012), sowie der Sammelband „Kunst als Strafe. Ästhetik der Disziplinierung“, hg. von Gertrud Koch, Sylvia Sasse und Ludger Schwarte (2003). Denkbare Fallbeispiele u. a.: öffentliche Hinrichtungen in der Frühen Neuzeit, die Manifeste des Futurismus, die Moskauer Schauprozesse der 1930er Jahre, die Situationistische Internationale, das Theater von Vegard Vinge,. In den letzten Jahren haben sich verstärkt Positionen Gehör verschafft, die eine aktivierende, autoritäre oder disziplinierende Haltung in den Künsten scharf kritisieren, darunter Robert Pfallers „Ästhetik der Interpassivität“ (2008), Irit Rogoffs Rezeptionsideal des „Looking Away“ (2010) und Jacques Rancières Überlegungen zum „emanzipierten Zuschauer“ (2010). Auch diese Positionen können dazu anregen, eigene Erwartungen an die Künste und das Theater zu formulieren. Schließen
14 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 15.04.2015 12:00 - 14:00
Mi, 22.04.2015 12:00 - 14:00
Mi, 29.04.2015 12:00 - 14:00
Mi, 06.05.2015 12:00 - 14:00
Mi, 13.05.2015 12:00 - 14:00
Mi, 20.05.2015 12:00 - 14:00
Mi, 27.05.2015 12:00 - 14:00
Mi, 03.06.2015 12:00 - 14:00
Mi, 10.06.2015 12:00 - 14:00
Mi, 17.06.2015 12:00 - 14:00
Mi, 24.06.2015 12:00 - 14:00
Mi, 01.07.2015 12:00 - 14:00
Mi, 08.07.2015 12:00 - 14:00
Mi, 15.07.2015 12:00 - 14:00