13468 Seminar

SoSe 15: Video: eine zeitgenössische Kunst - eine Einführung

Marie-France Rafael

Kommentar

Es gibt kaum mehr eine Kunstausstellung, in der keine bewegten Bilder gezeigt werden. Diese ‚bewegten Bilder’ sind sowohl Teil der Ausstellung – im Sinne einer präsentationalen Ästhetik, welche sie mit sich bringen –, als auch autonome Kunstwerke. Doch wie ist dieser paradox anmutende Umgang mit bewegten Bildern im Kunstkontext zu verstehen? Dieser Grundfrage gilt es durch eine historische Revision der Geschichte des Videos in der zeitgenössischen Kunst nachzugehen. Das Aufkommen der Videokunst wird in der Regel an den Anfang der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts gestellt. Erste Videasten wie Nam June Paik, Wolf Vostell oder auch Thierry Kuntzel entstammen einer Generation, welche die Entwicklung des Fernsehens mitverfolgen konnte, jedoch in einer ‚vorelektronischen’ Zeit aufgewachsen ist. Die aufkommende Videokunst gründet auf einer Ablehnung des Fernsehens als eigenständigem Medium. Im Gegensatz zum Fernsehen – abstammend vom Radio – und zum Kino – auf der Photographie basierend –, bietet das Video keine einheitliche Inhaltsform, vielmehr zeichnet es sich durch eine umfassende Heterogenität aus. Kino, Fernsehen, Photographie und Radio finden in verschiedenen Abstufungen Eingang in die Videokunst. Da sich das Videobild technisch gut eignet, andere Bildmedien zu integrieren, befindet sich das Video in einem fortgesetzten Entstehungsprozess, wobei es sich in bestehende Traditionen einschreibt und so zu einem geeigneten Medium der Hybridisierung wird. Aufgrund dieser Eigenschaften wird das Video als ein charakteristisches Ausdrucksmittel einer gegebenen Epoche angesehen. Diese wenigen Ausführungen zeigen bereits, dass das Aufkommen des Videos in der Kunst – am Übergang von der Moderne in die Postmoderne – und dessen weitere Entwicklung eine Reihe von Fragen zur kunsthistorischen Einschreibung, zu angewandten Techniken, sowie innerhalb ästhetischer und konzeptueller Dimensionen aufkommen lässt. Diese Fragen geben die Struktur der Themenkomplexe vor, welche im Seminar anhand historischer wie auch aktueller Positionen beleuchtet werden sollen, als auch hinsichtlich künstlerischer Praktiken, die sich im und durch den Umgang mit dem Video entwickelt haben. Darauf bezogen sollen die Auseinandersetzung mit dem Medium selbst, mit Fernsehen und Kino, ,sowie mit raum-zeitlichen Aspekten der Projektion bzw. Präsentation im Ausstellungsraum behandelt werden. Schließen

Literaturhinweise

Einführende Literatur: Erika Balsom: Exhibiting Cinema in Contemporary Art; Amsterdam: Amsterdam University Press, 2013. Ursula Frohne: Lilian Haberer (Hg.): Kinematographische Räume. Installationsästhetik in Film und Kunst, München: Wilhelm Fink Verlag, 2012. Freiling, Rudolf; Herzogenrath, Wulf (Hg.): 40jahrevideokunst.de – Teil 1: Digitales Erbe: Videokunst in Deutschland von 1963 bis heute, Kat. Ausst., ZKM –Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe [u.a.], Ostfildern: Hantje Cantz, 2006. Tanya Leighton (Hg.): Art and the moving image – a critical reader, London: Tate Publ. in assoc. with Afterall, 2008. Gregor Stemmrich (Hg.) Kunst/Kino, Köln: Oktagon Verlag, 2001. Schließen

12 Termine

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