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Proseminar
SoSe 15: Material, Werk und Technik im Mittelalter
Britta Dümpelmann
Kommentar
„Was nämlich ist Gold und alles Kostbare aus der Erde anderes als Schlamm (Dreck, Kot) mit veränderter Farbe?“ beäugt Theofried von Echternach kritisch den prachtvollen Mantel aus Gold und Edelsteinen, der Reliquien umhüllt, während Abt Suger den mittelalterlichen Betrachter in einer Portalinschrift auffordert, an der Abteikirche von St. Denis nicht Gold und Aufwand zu bewundern, sondern die Mühen des Werkes – das Werk solle den Geist erleuchten, daß er zum wahren Licht, zu Christus gehe. Schließlich erhebt der „dumpfe Geist [...] sich zur Wahrheit durch das, was materiell ist“. Welche Schlüsse lassen sich aus derartigen Aussagen über Materialbewertung im Mittelalter ziehen, was lässt sich über den Werkbegriff sagen, was über den Stellenwert künstlerischer Techniken? Welche Bedeutung im Sinne einer Materialikonographie haben Perlmutt, Alabaster, Elfenbein, Gold, Bronze, Knochen, Holz, Edelsteine und Mineralien? Wie äußern sich diese Bedeutungen, wo und wie sind sie überliefert, und: gibt es eine Hierarchie der Materialien? In welchem Zusammenhang stehen das Material als darstellender Träger des Bildes und das dargestellte Bild? Ausgehend von der Lektüre zeitgenössischer Quellen sowie einer wachsamen Befragung der Werke selbst möchte das Seminar Möglichkeiten aufzeigen, wie sich aus heutiger Sicht ein adäquates Verständnis für die jeweilige Bedeutung und das wechselseitige Verhältnis von Material, Werk und Technik im Mittelalter entwickeln lässt. Schließen
Literaturhinweise
Einführende Literatur
Abbot Suger on the abbey church of St.-Denis and its art treasures. Edited, translated and annotated by Erwin Panofsky, Princeton 1979.
Bandmann, Günther: Bemerkungen zu einer Ikonologie des Materials, in: Städel-Jahrbuch,
N. F., 2 (1969), S. 75–100.
Büttner, Andreas: Perlmutt. Von der Faszination eines göttlichen Materials, Petersberg 2000.
Claussen, Peter Cornelius: materia und opus. Mittelalterliche Kunst auf der Goldwaage, in: Ars naturam adiuvans. Festschrift für Matthias Winner, Mainz 1996, S. 40-49.
Gramaccini, Norberto: Zur Ikonologie der Bronze im Mittelalter, in: Städel-Jahrbuch N. F.
11 (1987), S. 147–170.
Lutz, Gerhard: »Der dumpfe Geist erhebt sich zur Wahrheit durch das, was materiell ist«. Überlegungen zur Ikonographie der Bronze im Mittelalter, in: Bild und Bestie. Hildesheimer Bronzen der Stauferzeit, Ausst.-Kat. Hildesheim 2008, hrsg. von Michael Brandt, Regensburg 2008, S. 17-28.
Meier, Hans-Rudolf: Ton, Stein und Stuck. Materialaspekte in der Bilderfrage des Früh- und Hochmittelalters, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 30 (2003), S. 35-52.
Raff, Thomas: Materia superat opus. Materialien als Bedeutungsträger bei mittelalterlichen Kunstwerken, in: Herbert Beck und Kerstin Hengevoss-Dürkop (Hg.): Studien zur Geschichte der europäischen Skulptur im 12./13. Jahrhundert, Bd. 1 S. 17-28, Bd. 2 Abb. 1-3, Frankfurt/M. 1994.
Reudenbach, Bruno: »Gold ist Schlamm«. Anmerkungen zur Materialbewertung im
Mittelalter, in: Monika Wagner und Dietmar Rübel (Hg.): Material in Kunst und Alltag, Berlin 2002 (Hamburger Forschungen zur Kunstgeschichte, Bd. 1), S. 1–12.
Rimmele, Marius: Der Körper des Bildes Gottes. Zur problematischen Materialität des
religiösen Bildes im Mittelalter, in: Marcel Finke und Mark Halawa (Hg.): Materialität und Bildlichkeit, Berlin 2012, S. 268-285.
Speer, Andreas (Hg.): Zwischen Kunsthandwerk und Kunst. Die „schedula diversarum artium“ (Miscellanea mediaevalia, 37), Berlin 2014. Schließen
14 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 15.04.2015 16:00 - 18:00
Mi, 22.04.2015 16:00 - 18:00
Mi, 29.04.2015 16:00 - 18:00
Mi, 06.05.2015 16:00 - 18:00
Mi, 13.05.2015 16:00 - 18:00
Mi, 20.05.2015 16:00 - 18:00
Mi, 27.05.2015 16:00 - 18:00
Mi, 03.06.2015 16:00 - 18:00
Mi, 10.06.2015 16:00 - 18:00
Mi, 17.06.2015 16:00 - 18:00
Mi, 24.06.2015 16:00 - 18:00
Mi, 01.07.2015 16:00 - 18:00
Mi, 08.07.2015 16:00 - 18:00
Mi, 15.07.2015 16:00 - 18:00