16436 Hauptseminar

SoSe 21: Das verborgene Gesetz in der Literatur. Latenzen der Rechtsprechung von Ovid bis Agamben

Björn Quiring

Kommentar

Dass die Unkenntnis des Gesetzes nicht vor Strafe schütze, ist schon seit der Antike ein grundlegender Rechtssatz. In modernen Gesellschaften soll das Gesetz eines Staats deshalb seinen Bürgern grundsätzlich zugänglich sein, normalerweise in Schriftform. Aber bei genauerer Betrachtung ist meistens festzustellen, dass die öffentlich zugängliche Rechtsordnung ein seltsames, aber funktionsnotwendiges Supplement aufweist: ein zusätzliches, geheimnisvolles Gesetz, das zwar vollstreckt wird, aber entweder nicht eingesehen werden kann oder nicht eingesehen werden darf. Literarische Texte vieler Länder und Epochen beschäftigen sich mit diesem unzugänglichen Gesetz, entweder um es zu stützen und zu rechtfertigen oder um seine mysteriösen Praktiken zu kritisieren und subvertieren. In diesem Blockseminar werden wir literarische und theoretische Texte von der Antike bis zur Gegenwart untersuchen, die sich mit diesem seltsamen Phänomen beschäftigen (z. B. Ovid, Milton, Kant, Wordsworth, Kafka, Benjamin, Lacan, Pynchon, Hannah Arendt, Derrida, Giorgio Agamben). Schließen

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