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Vertiefungsseminar
WiSe 20/21: [Modulthema: Gesellschaft] Von Pest, Cholera und neuen Viren: Seuchen als Sozial- und Kulturgeschichte
Gundula Gahlen
Hinweise für Studierende
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Kommentar
„Seuchen sind die sozialsten aller Krankheiten“ (Malte Thießen). Sie treffen ganze Gesellschaften – und dies nicht nur in Bezug auf ansteigende Krankheits- und Sterblichkeitsziffern, sondern auch, indem sie Angst verbreiten und das menschliche Zusammenleben tiefgreifend verändern. Dies wollen wir in unserem Seminar in den Blick nehmen. Neben den gesundheitlichen und demografischen Folgen von Seuchen und ihrer medizinischen Behandlung gehen wir der Frage nach, wie Epidemien gedeutet wurden und wie sie sich auf das gesellschaftliche und staatliche Gefüge, auf räumliche und soziale Grenzziehungen auswirkten. Letzteres zeigte sich etwa in der Fokussierung auf die schlechte Luft (Malaria), die klimatischen und Ernährungsbedingungen als „ Einfallstore“ von Epidemien, in der Schaffung von „Seuchenkordons“, der Flucht aufs Land und der Verbannung Erkrankter, aber auch in der Bestimmung von Sündenböcken und der Konstruktion von In- und Outgroups bei der Seuchenbekämpfung. Anhand von Fallbeispielen aus der Zeit des Spätmittelalters bis in die Gegenwart untersuchen wir Entwicklungslinien im gesellschaftlichen Umgang mit Epidemien von der Pest bis zu Corona, wobei deutlich wird, dass Erfahrungen vergangener Seuchen den Erwartungshorizont auch der nachfolgenden Generationen entscheidend prägten. Zudem blieben einige Spannungsfelder zwischen Seuchen und sozialen Ordnungen kontinuierlich aktuell. So wurde zum Beispiel die Effektivität bei der Seuchenbekämpfung vielfach in direkte Beziehung zur herrschaftlichen Legitimität und Leistungsfähigkeit gesetzt. Gleichzeitig führte die eng mit den obrigkeitlichen Prophylaxe-, Quarantäne- und Isolationsmaßnahmen zusammenhängende Frage, ob Sicherheit oder Freiheit/wirtschaftliche Prosperität wichtiger sei, über die Jahrhunderte zu grundsätzlichen Debatten.
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Literaturhinweise
Heiner Fangerau/Alfons Labisch, Pest und Corona. Pandemien in Geschichte, Gegenwart und Zukunft, Freiburg i. Brsg. 2020; Stefan Winkle, Geißeln der Menschheit. Kulturgeschichte der Seuchen, 3. Aufl., Düsseldorf 2005; Martin Dinges/Thomas Schlich (Hrsg.), Neue Wege in der Seuchengeschichte, Stuttgart 1995; Malte Thießen (Hrsg.), Infiziertes Europa. Seuchen im langen 20. Jahrhundert, Berlin–München 2014. Schließen
15 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Do, 05.11.2020 08:15 - 09:45
Do, 12.11.2020 08:15 - 09:45
Do, 19.11.2020 08:15 - 09:45
Do, 26.11.2020 08:15 - 09:45
Do, 03.12.2020 08:15 - 09:45
Do, 10.12.2020 08:15 - 09:45
Do, 17.12.2020 08:15 - 09:45
Do, 07.01.2021 08:15 - 09:45
Do, 14.01.2021 08:15 - 09:45
Do, 21.01.2021 08:15 - 09:45
Do, 28.01.2021 08:15 - 09:45
Do, 04.02.2021 08:15 - 09:45
Do, 11.02.2021 08:15 - 09:45
Do, 18.02.2021 08:15 - 09:45
Do, 25.02.2021 08:15 - 09:45