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Proseminar
WiSe 21/22: Kritiken der Gewalt - interdisziplinäre Perspektiven auf einen Grundbegriff der Friedens- und Konfliktforschung
Hannah Franzki
Kommentar
Die internationale Friedens- und Konfliktforschung hat sich in den letzten dreißig Jahren auf die Untersuchung gewaltvoll ausgetragener Konflikte und möglicher (gewaltfreier) Regelungsmöglichkeiten konzentriert. Gewalt, so scheint man sich einig, ist nicht erwünscht. Was aber ist Gewalt? Anhand welcher Kriterien wird entschieden, ob eine Handlung oder einer Situation gewaltvoll ist oder nicht? Wessen Erfahrungen gehen in anerkannte Definitionen von Gewalt ein, wessen nicht? Und: wessen Gewalterfahrung berührt uns, motiviert uns zum Handeln und welche lässt uns kalt?
Die Hauptaufgabe von Kritik – so formuliert es Judith Butler in Anschluss an Michel Foucault – bestehe nicht darin zu bewerten, ob ihr Gegenstand (hier: die Gewalt) gut oder schlecht sei. Vielmehr sei es das Ziel von Kritik „das System der Bewertung selbst heraus[zu]arbeiten“ (Butler 2002, S. 252). In einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Begriff der Gewalt geht es also nicht lediglich darum, Gewalt zu verurteilen, sondern uns zu fragen, welche Gewaltverständnisse einer Verurteilung von Gewalt vorausgehen, unsere Entrüstung prägen.
In diesem Sinne wollen wir uns gemeinsam die wissenschaftliche Debatte um den umkämpften Begriff der Gewalt erschließen. Im ersten Teil des Seminars konzentrieren wir uns auf die Kontroversen um den Gewaltbegriff in der Friedens- und Konfliktforschung (enger vs. weiter Gewaltbegriff, physische vs. strukturelle Gewalt); im zweiten Teil schauen wir uns aktuelle Beiträge zum Gewaltbegriff aus anderen Disziplinen an und Fragen nach Ihrer Relevanz für die Friedens- und Konfliktforschung (Slow Violence, epistemische Gewalt, Foundational Violence/Recht und Gewalt, koloniale Gewalt). Im letzten Teil des Seminars beschäftigen wir uns mit Fragen der Erfassung und Darstellung von Gewalt: wie können wir Gewalt erforschen, die nicht sichtbar ist? Wie können wir über Gewalt schreiben, ohne sie zu reproduzieren? Wie Gewalt darstellen, ohne zu skandalisieren? Hier schauen wir uns Beiträge und Beispiele an, die sich an der Grenze von Wissenschaft, Ästhetik und Aktivismus bewegen.
Die Bereitschaft zur gründlichen Textarbeit (englisch und deutsch) wird vorausgesetzt.
Lektüre zur Einführung (mit weiteren Literaturhinweisen):
Chojnacki, Sven 2019: Gewalt – eng oder weit? Skizzen einer Kontroverse, in: FKF_Kollektiv, Glossar, URL: https://blogs.fu-berlin.de/fkfkollektiv/glossary/gewalt-kontroverse/
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16 Termine
Zusätzliche Termine
Di, 19.10.2021 - Fr, 18.02.2022 14:00 - 16:00Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Di, 19.10.2021 - Di, 15.02.2022 14:00 - 16:00
Di, 26.10.2021 14:00 - 16:00
Di, 02.11.2021 14:00 - 16:00
Di, 09.11.2021 14:00 - 16:00
Di, 16.11.2021 14:00 - 16:00
Di, 23.11.2021 14:00 - 16:00
Di, 30.11.2021 14:00 - 16:00
Di, 07.12.2021 14:00 - 16:00
Di, 14.12.2021 14:00 - 16:00
Di, 04.01.2022 14:00 - 16:00
Di, 11.01.2022 14:00 - 16:00
Di, 18.01.2022 14:00 - 16:00
Di, 25.01.2022 14:00 - 16:00
Di, 01.02.2022 14:00 - 16:00
Di, 08.02.2022 14:00 - 16:00
Di, 15.02.2022 14:00 - 16:00